Donnerstag, 11. Dezember 2008

Soziale Skulptur: Finanzkrise als Chance

<= Bild: Munch-Kopie von Nicole Wessels (siehe unten)

Rainer Rappmann:
Vorwort zu den FIU-Info Herbst 08 / Winter 09


"Wer hätte das gedacht: Noch vor einem halben Jahr sah ich den Begriff der Sozialen Skulptur in der Krise (vgl. das letzte FIU-Info Herbst 08). Nun aber ist er auferstanden wie Phönix aus der Asche. Oder wie anders sollte man das um Hilfe schreiende Geld bewerten, als dass es ein deutlicher Hinweis auf die Notwendigkeit ist, unsere sozialen Zustände nach den Gesichtspunkten der Sozialen Skulptur neu zu gestalten und einzurichten? Und sind es nicht auch die Seelen der Menschen, die schreien – gar keine „stummen Schreie“, wie bei Eduard Munch –, inzwischen so laut und bemerkbar, dass es weltweit bemerkt wird? Die Frage ist nur, ob wir auch schon bereit sind, wirklich radikale, d.h. an die Wurzel gehende Konsequenzen zu ziehen ...
Im Prinzip geht es darum, dass jeder Mensch auf dieser Welt die gleichberechtigte Chance auf eine individuelle, freie Entfaltung seiner Fähigkeiten und geistigen Entwicklung seiner Persönlichkeit hat. Es ist der Geist, der in der Welt gestärkt werden muß, man kann auch sagen: die Kunst, allerdings in einem Verständnis, das den geistig-seelischen Menschen in den Mittelpunkt stellt und nicht irgendwelche spleenigen Privatinnovationen.
Auf der nächsten Stufe kommt es darauf an, allen Menschen das gleiche Recht zur Gestaltung aller Verhältnisse auf dieser Erde einzuräumen und es nicht sog. Machteliten und Geldmächten zu überlassen, wie die Welt geschaffen ist. Ein zentrales Instrument hierzu ist der Volksentscheid, an den – vor allem die sog. Künstler ja gar nicht heranwollen; denn da redet ja geradezu „jeder Depp“ (in deren Augen) mit. Auf diesen Dümmsten aber kommt es gerade an: „Ich bin auf der Suche nach dem Dümmsten“ (Beuys).
Schließlich sollten auf diesem Weg aus dem freien Geist über das gleiche Recht hin zu einer brüderlichen, gemeinnützigen Wirtschaft all die Güter und Dienstleistungen produziert und allen Menschenbrüdern und –schwestern zur Verfügung gestellt werden, die sie zu einem würdigen Dasein benötigen. Das Geld sollte dabei eine dienende und nicht eine „ver“dienende Rolle spielen. Es sollte die Wirtschaftsprozesse begleiten, wie das Wasser die Fische.
Aus solchen Ideen (Dreigliederung des sozialen Organismus / Steiner) soll unser Tun gespeist sein und nicht aus der sog. Notwendigkeit und dem „Kampf um Dasein“ (struggle for life / Darwin).
Die Arbeit, die ich Ihnen auf diesen Seiten hin und wieder vorstelle, ist befeuert von dieser Idee, ob es sich um neue Publikationen handelt, um Veranstaltungshinweise und Einladungen zu gemeinsamen Studientagen. Alles, was ich tue, ist, Ihnen ein Angebot zu unterbreiten, einmal in diese Richtung hinein zu denken, zu fühlen und dann auch zu handeln. Wünschen würde ich mir dabei einen immer größer und breiter werdenden Dialog – die „permanente Konferenz“ (Beuys) –, damit wir eines Tages auch tatsächlich neue Lösungen ansteuern und realisieren können. Wann das sein wird, weiß niemand. Aber es fängt schon jetzt an. Ja, wir haben geradezu die Verpflichtung, es jetzt beginnen zu lassen, damit wir dann in 300 Jahren soweit sind. Aber wir würden 3.000 Jahre benötigen, wenn wir nicht jetzt damit begännen (frei zitiert nach B.).
Ich bin auch für Sie und Euch tel. abends u. an Feiertagen erreichbar. „Ich kenne kein weekend.“ (Beuys)
Euer rainerrappmann - FIU-Info Herbst & 08 Winter 09

Zum Bild: Munch, `Der Schrei´, Kopie
Webseiten der Künstlerin Nicole Wessels

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