Mittwoch, 10. Dezember 2008

Russische Literaten: Alexander Puschkin

Hanns-Martin Wietek
Alexander Sergejewitsch Puschkin
, Revolutionär im goldnen Käfig

Über seine Bedeutung für die Literatur große Worte zu verlieren, hieße „Eulen nach Athen zu tragen“; es wäre, als wollte man lobende Worte über Goethe schreiben.
Obwohl: Als ich mich einst telefonisch in einem Kino erkundigte, welcher Film gegeben werde, bekam ich zur Antwort „Wilhelm Meisters Lehr- und Wanderjahre“. Verdutzt fragte ich „Wie? Von Goethe?“ Die Stimme verstummte, Musik im Hörer, dann „Ja, Goethe heißt der Mann.“
Den Namen Puschkin hätte ich der Dame sicher buchstabieren müssen, und auch dann hätte sie mit ihm nichts anfangen können. Das trifft natürlich für die Leser des ZVAB nicht zu.
Dennoch, es muss über seine Bedeutung gesprochen werden; es sollen jedoch am besten die größten der russischen Schriftsteller zu Wort kommen und über diesen Olympier sprechen.
Am 8. Juni 1880 (Julianischer Kalender) hat Fjodor Dostojewskij vor der »Gesellschaft der Freunde der Russischen Literatur« seine – berühmt gewordene – Gedenkrede auf Puschkin gehalten. Er beginnt mit den Worten: „Puschkin ist eine außergewöhnliche Erscheinung und vielleicht der bisher einzige Ausdruck des russischen Geistes”, sagt Gogol. „Ich füge von mir aus hinzu: ein prophetischer Ausdruck. Ja, in Puschkins Erscheinen liegt für uns alle, uns Russen, etwas zweifellos Prophetisches. Puschkin kam uns in einer Zeit, als sich zum ersten mal so etwas wie Selbsterkenntnis in unserer Gesellschaft hervorzuwagen begann, ein ganzes Jahrhundert nach der Reform Peters des Großen, und sein Erscheinen wirkte wie eine Überleuchtung unseres dunklen Weges mit neuem und bahnweisendem Licht. In diesem Sinne ist Puschkin in der Tat eine Prophezeiung und ein Programm zugleich.” (Übersetzt von Fega Frisch, zitiert aus Alexander Puschkin, sämtliche Romane und Erzählungen in zwei Bänden, München, Buchenau & Reichert-Verlag 1923. Erster Band)
Fast genau 100 Jahre danach, am 17. April 1981, schreibt Lew Kopelew in der ZEIT unter dem Titel Puschkin erreicht Deutschland eine Rezension des damals erschienen Buches Alexander Puschkin: Jewgenij Onegin - Roman in Versen, Deutsche Fassung und Kommentar von Rolf-Dietrich Keil und beginnt: „Wenn Ausländer über russische Literatur sprechen, fallen unweigerlich die Namen Tolstoij, Dostojewskij und Tschechow; wer etwas besser Bescheid weiß, nennt darüber hinaus noch Gogol, Turgenjew, Gorkij, Bunin und andere. Nur ganz wenige aber wissen und haben eine Vorstellung davon, was Alexander Puschkin (1799 - 1837) für die russische Dichtung, für die Entwicklung der geistigen Kultur Rußlands bedeutet hat.
In seinen Gedichten und Verserzählungen, in seiner künstlerischen und publizistischen Prosa ist jenes lebendige russische Wort (im höheren, geistigen Sinne) geschaffen worden, von dem bis auf den heutigen Tag immer neue Generationen nicht nur literarisch Tätiger, sondern überhaupt aller russischen Menschen zehren. Die grenzenlose Vielgestaltigkeit, die Macht der Musikalität und die Leuchtkraft des Puschkinschen Wortes nehmen wir von frühester Kindheit an in uns auf, ohne uns noch bewußt zu werden, daß wir schon verzaubert sind, ohne zu begreifen, wodurch eigentlich es uns so bestrickt und bezwingt ... Weiterlesen im ZVABlog - Webseiten des Autors Hanns-Martin Wietek: Büchervielfraß

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