Briefwechsel zwischen zwei Zimmerwinkeln
Aus dem Russischen von Nikolai von Bubnoff, Herausgegeben, eingeleitet von Fritz Mierau
132 S., gebunden mit Schutzumschlag, ISBN 978-3-85636-214-0, € 16.90, CHF 30.80
«Nein, lieber W. I., ich zweifelte nicht an der persönlichen Unsterblichkeit und fasse, gleich Ihnen, die Persönlichkeit als das Behältnis echter Realität auf. Aber über diese Dinge sollte man, so scheint mir, weder sprechen noch nachdenken. Unser gegenseitiges Verhältnis, teurer Freund, ist nicht nur dem Zimmer, sondern auch dem Geiste nach diagonal.»
Zwei russische Intellektuelle, der Dichter Wjatscheslaw Iwanow und der Historiker Michail Gerschenson, ein Christ und ein Jude, philosophische Geister beide, finden sich im Moskau des Sommers 1920 einquartiert in ein gemeinsames Zimmer, in einem Erholungsheim des Volkskommissariats für Bildungswesen. Nach den weitgespannten Hoffnungen, die sie mit der Revolution verknüpft hatten, bezogen die beiden Fünfzigjährigen ihre Zimmerwinkel – erschöpft, kaum enttäuscht, aber nachdrücklich auf sich selbst zurückverwiesen. Nirgends sonst ist die geistige Lage der Welt nach dem Umbruch in Russland mit so universellem Blick betrachtet worden. Die kulturellen, philosophischen, religiösen und weltanschaulichen Fragen, welche die beiden Zimmergenossen erörtern, sind derart grundlegend, dass sie auch heute nichts von ihrer brennenden Aktualität eingebüßt haben. Die Übersetzung, erstmals von Martin Buber 1927 in seiner Zeitschrift Die Kreatur gedruckt, stammt von Nikolai von Bubnoff und wurde in der vorliegenden Fassung von Iwanow redigiert.
Michail Ossipowitsch Gerschenson: Schriftsteller, Literaturhistoriker, Übersetzer, Herausgeber und bedeutende Kulturphilosoph, 1869 in Kischinew, Moldawien geboren. Ingenieurstudium in Berlin, Promotion in Moskau, wo er 1925 starb.
Wjatscheslaw Iwanowitsch Iwanow: Symbolistischer Lyriker, Philosoph und Historiker, 1866 in Moskau geboren, 1949 in Rom gestorben. Studierte in Berlin. Lebte später in Moskau und emigrierte 1924 nach Rom, wo er zum Katholizismus übertrat. In seiner Dichtung versuchte er, griechische, dionysische Elemente mit dem frühen Christentum zu verbinden.
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