Sonntag, 30. November 2008

Erziehungsratschläge eines Kindes

Erziehungsratschläge eines Kindes
Verwöhne mich nicht! Ich weiß wohl, dass ich nicht alles bekommen kann, wonach ich frage. Ich will dich manchmal nur auf die Probe stellen.
Kritisiere mich nicht im Beisein anderer Leute, wenn es sich vermeiden lässt! Ich werde deinen Worten mehr Beachtung schenken, wenn du leise unter vier Augen zu mir sprichst.
Hab keine Angst, im Umgang mit mir standhaft zu bleiben! Mir ist diese Haltung lieber, weil ich mich dann sicherer fühle.
Schenke meinen kleinen Unpässlichkeiten nicht zu viel Aufmerksamkeit! Sie verschaffen mir nur manchmal die Zuwendung, die ich benötige.
Hindere mich daran, schlechte Angewohnheiten anzunehmen. Ich muss mich darauf verlassen können, dass du sie schon in ihren Ansätzen erkennst.
Sei nicht entsetzt, wenn ich zu dir sage: "Ich hasse dich!" Ich hasse nicht dich, sondern deine Macht, meine Pläne zu durchkreuzen.
Bewahre mich nicht zu sehr vor den Folgen meines Tuns! Ich muss auch einmal peinliche Erfahrungen machen.
Nörgle nicht ständig an mir herum! Wenn du das tust, muss ich mich dadurch schützen, dass ich mich taub stelle.
Mache lieber keine voreiligen Versprechungen! Bedenke, dass ich mich schrecklich von dir im Stich gelassen fühle, wenn du deine Versprechen nicht halten kannst.
Unterbrich mich nicht, wenn ich Fragen stelle! Sonst werde ich mich beim nächsten Mal nicht mehr so gerne an dich wenden.
Sag nicht, meine Ängste seien albern! Sie sind erschreckend echt, aber du kannst mich beruhigen, wenn du versuchst, sie zu verstehen. Zeig mir bitte einen Weg, mit meinenÄngsten umzugehen! Das macht mich stark.
Versuche nicht, immer so zu tun, als seiest du perfekt oder unfehlbar. Der Schock ist für mich zu groß, wenn ich herausfinde, dass du es doch nicht bist.
Denke nicht, dass es unter deiner Würde sei, dich bei mir zu entschuldigen! Eine ehrliche Entschuldigung erweckt bei mir ein überraschendes Gefühl der Zuneigung.
Vergiss nicht: Ich liebe Experimente! Ich kann ohne sie nicht groß werden. Bitte halte es aus.

Autor: Unbekannter Verfasser
Gefunden in der Schatztruhe von Zwischen-Zeiten

Unsere Anliegen:

Heilpädagogische Tagesschule in Irkutsk

TALISMAN - eine neue Schule in Russland
Die Schule: Talisman ist eine Schule für behinderte Kinder, gegründet Anfang der 90er Jahre in Irkutsk durch betroffene Mütter. Ziel ist, das Recht behinderter Menschen auf Förderung, Bildung und Anerkennung unabhängig von vorhandenen Fähigkeiten durchzusetzen, als die selbstverständliche Grundlage zu einem menschenwürdigen Dasein und Leben innerhalb der russischen Gesellschaft.
Entwicklung: Die Schule erhielt schon bald die offizielle Anerkennung als gemeinnützige Organisation. Im Laufe der Jahre wurden ein kleines Schulhaus mit Gelände erworben, auf dem auch eine Holzwerkstatt eingerichtet und ein Lehrgarten angelegt werden konnten. Neue engagierte und sich vielfältig weiterbildende Mitarbeiter fanden den Weg zur Schule. Eine regelmäßige Leitbildarbeit half dem Kollegium eine tragfähige Organisationsstruktur zu entwickeln.
Heute werden ca. 25 Schüler nach dem Lehrplan der Waldorfpädagogik unterrichtet und gefördert. Das für russische Verhältnisse gute Erscheinungsbild, eine anerkannt gute und erfolgreiche heilpädagogische Arbeit und rege Öffentlichkeitsarbeit haben die Schule bekannter gemacht und ihr zu einem guten Ansehen verholfen.
Die staatliche Unterstützung war immer sehr gering. Nur durch die aktive Mitarbeit westeuropäischer Freunde konnte das Überleben von Talisman trotz oft widriger Umstände gesichert werden. Durch zusätzliche finanzielle Hilfe könnten mehr behinderte Kinder eine Entwicklungschance erhalten. Das würde die Ausstrahlungskraft dieser wichtigen Arbeit in Russland verstärken ... Unsere Webseiten

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Sozialtherapie in Sibirien

"ISTOK (Quelle)“ – Zusammenleben und –arbeiten im Dorf
Für die Talismanschüler der „ersten Stunde“ ergab sich mit dem Ende ihrer Schulzeit die Notwendigkeit einer Förderung im Arbeitsleben. Eltern und Lehrer gründeten deshalb 1999 die Lebens- und Arbeitsgemeinschaft „Istok“ (dt.: Quelle) bei Turskaja, ca. 35 km von Irkutsk entfernt. Dort wurden auf einem ehemaligen Militärgelände die schon vorhandenen Gebäude zu Wohngebäuden und Werkstätten für die jungen Bewohner umgebaut. Die Gebäude und die landwirtschaftlichen Flächen bieten ideale Voraussetzungen für die Arbeit mit den betreuten Dorfbewohnern.
Entwicklung: Seit der Gründung ist viel geschehen: Für die Tierhaltung wurden Ställe gebaut. Ein Traktor und andere wichtige Arbeitsgeräte stehen zur Verfügung. In der Keramikwerkstatt werden die künstlerischen Neigungen gefördert. Es gibt eine Holzwerkstatt und eine Werkstatt zur Herstellung der traditionellen sibirischen Birkenrindendosen. Ein größeres Gelände für Garten- und Landbau mit zwei Gewächshäusern dient dem Anbau von Kartoffeln und Gemüse. Zurzeit werden ca. 12 erwachsene Menschen in der Dorfgemeinschaft ganzjährig betreut. Ein Hauptziel liegt in der Schulung der Mitarbeiter, um den betreuten Menschen im Zusammenleben mit ihren Betreuern eine für ihre Entwicklung wertvolle Lebens- und Arbeitsgemeinschaft zu schaffen ... Unsere Webseiten


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Einladung an junge Menschen nach Sibirien

Sozialpraktikum und Zivildienst in Sibirien
In den vergangenen Jahren haben sich einige junge Menschen, die z.B. im Rahmen eines Praktikums bei Istok geholfen und gearbeitet haben, zu einer sehr aktiven Unterstützungsgruppe zusammengefunden, mit der wir locker und verstärkt im Austausch stehen und aktiv gemeinsame Ziele verfolgen. Diese Gruppe organisierte u.a. das, in der Istokchronik erwähnte, Jugendcamp.
Wer – sprühend vor jugendlichen Elan - dem Bedürfnis etwas Sinnvolles zu tun, und/oder eine besondere Lebenserfahrung zu machen, Interesse hat, z.B. ein Praktikum bei Istok oder Talisman zu absolvieren, teilzunehmen am nächsten Jugendcamp oder bei der jungen Initiativgruppe mitwirken möchte, der wende sich bitte an Myriam Estko (Email: m.estko_(AT)_beryosa.net)

Beispiel zweier tatkräftiger Helfer - Was ist ein Entrepreneur?
Da diese Frage nicht mit einer einfachen Definition beantwortet werden kann, stellen wir hier zwei junge Entrepreneure vor. Da ist Jakob, der von seinem Klassenlehrer im Unterricht eine Email aus der Waldorfschule Irkutsk vorgelesen bekommt. Ihn packt das Fernweh, er verläßt die schwäbische Alb und arbeitet in einer sibirischen Dorfgemeinschaft mit behinderten Jugendlichen: "... Um kurz vor acht werde ich von den ersten Sonnenstrahlen geweckt. Ein strahlender Tag beginnt, es ist Anfang Februar. Ich befinde mich in einem kleinen Dorf, mitten in der sibirischen Taiga. In meinem Zimmer ist es eisig kalt, nur die ersten Sonnenstrahlen brennen auf meiner Haut. Ich schlüpfe schnell in meine Kleider, ziehe noch eine Garnitur Kleider obendrauf, denn draußen wird es kalt sein, sehr kalt. Noch schnell klemme ich meine Kamera unter den Arm und renne hinaus, der Sonne entgegen. ..." Tim arbeitet zur gleichen Zeit als ZDL in dieser Dorfgemeinschaft: "... Rund 3/4 des Jahres verbrachte ich in diesem Dorf ... Die Holzwerkstatt leitete ich ab Ende November alleine ... Zeitweise war ich mit sieben, teils nicht einfachen, Betreuten alleine. Die Arbeit hier bot zweifelsohne große Chancen für meine persönliche Entfaltung. Dennoch fühlte ich mich von den großen Herausforderungen oft überfordert ... Dies verstand ich allerdings mehr als eine interessante Grenzerfahrung denn als ein unlösbares Problem ..."
Jakob und Tim taten sich zusammen, um für die Dorfbewohner eine Werkstatt zur Herstellung von Birkenrindendosen aufzubauen. Ein halbes Jahr lang arbeiteten die beiden daran, denn die Produkte mußten von einer hohen Qualität sein, damit sie - zum Beispiel auch im Westen - verkauft werden konnten. Um diese Qualität und eine entsprechend hohe Stückzahl zu gewährleisten, mußten Arbeitsvorrichtungen entwickelt werden, damit die Jugendlichen je nach ihren Fähigkeiten in der Produktion mitarbeiten konnten.
Lest die spannende Geschichte, wie die beiden das schafften, wie daraus die kleine Firma "Sagaan GbR" mit einem Internetshop entstand und worin das Jahrtausende alte Geheimnis der Birkenrinde besteht. Davon berichtet Benjamin Kohlhase-Zöllner in seinem "Entrepreneur Journal" Nr. 5/2008: Zum Artikel
Berichte unserer jungen Mitarbeiter auf unseren Webseiten
Einen (Weihnachts)-Geschenktip aus sozialer Produktion Sibiriens - jahrhunderte alte Birkenrindenverarbeitung für den Haushalt - finden Sie hier

Adventskalender für einen guten Zweck

Virtueller Adventskalender für einen guten Zweck
Die Wohltätigkeitsaktion "meine Stimme für den guten Zweck!" hat heute mit einem lustigen Beitrag der Tiertafel Deutschland e.V. begonnen. Für die kommenden Tage, dürfen Sie weiterhin sehr gespannt sein, es werden unter anderem auch Stimmen aus Rundfunk und Fernsehen zu hören sein, die Ihre Stimme für ein Paten-Projekt zur Verfügung stellen.

Auch wir beabsichtigen, uns mit einem (zweisprachigen) russischen Beitrag zu beteiligen - vielleicht erst zum 31.12., denn da kommt Djed Moros mit seinem Schneetöchterchen zu den russischen Kindern ... Zum Adventskalender - Zum russischen Weihnachtsfest von Polina auf Russian Online

Unsere Anliegen:

100% der Spenden kommen an

<= Dascha (Darja) ist Erstklässlerin und nimmt zum ersten Mal in ihrem Leben an einer Theateraufführung der Schule teil. Nachdem wir Dascha die Papierblume auf den Kopf setzten, rannte sie schnell zum Spiegel, betrachtete sich und sagte - vollkommen richtig - "Dascha ist sehr schön“! ... Ist da vielleicht jemand anderer Meinung? :-)))

Der Schweizer Peter Marti, pensionierter Organisationsfachmann, hält sich seit vielen Jahren alljährlich viele Monate vor Ort in Irkutsk auf. Dort arbeitet er mit den Einrichtungen zusammen und berät sie. Darüber hinaus verwaltet er das russische Konto in Irkutsk, auf das die Stiftungs- und Spendengelder aus dem Westen überwiesen werden. So hat er sich das Vertrauen der Stiftungsorganisationen erworben und dafür gesorgt, daß diese immer wieder helfend und unterstützend einspringen.
Hier der Besuchs-Bericht eines Mitarbeiters der Software-Stiftung AG. Unsere Spendenaufrufe hier beziehen sich auf die laufenden Kosten, die von den Stiftungen gemäß ihren Satzungen nicht gedeckt werden können (also z.B. auf die Mitarbeitergehälter, die uns zur Zeit am meisten Sorgen bereiten).

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TALISMAN (für die Schule) oder ISTOK (für die Dorfgemeinschaft)

Advents-Engel

DER BLAUE ENGEL - Erster Sonntag
Wie kann man spüren, wenn Weihnachten naht? Mit den Augen kann man es nicht sehen, denn die Tage und die Nächte sind immer gleich, die Menschen leben und beschäftigen sich wie immer. Mit den Ohren kann man es nicht hören, denn es sind immer die selben Geräusche die ertönen: die Autos, die Flugzeuge die vorüberfliegen, die Kinder die schreien, und so weiter und so weiter ...
Also: wie kann man spüren, daß Weihnachten naht? An den vier Adventssonntagen wollen uns 4 Engel zum Weihnachtsfest führen - im A O E A - Blog aus Belgien
In der Linksammlung dieses Blogs (rechte Spalte) "Freunde - Друзя" finden Sie Adventskalender und Weihnachtsseiten, die mir besonders gut gefallen.

Unsere Anliegen:

Samstag, 29. November 2008

Ein Märchen vom Volk der Ewenken

<= Bildquelle - Wie das Mädchen sein Volk rettete
Es war einmal ein alter Mann, der wohnte mit seinen drei Töchtern in einer Nomadensiedlung. Er lebte in Armut, sein Tschum war löchrig, warme Kleidung hatte er kaum. Dabei herrschten strenge Fröste, und sie alle froren sehr.
Einmal gab es mitten im Winter einen furchtbaren Schneesturm. Es stürmte Tag für Tag, so daß alle fürchteten, die Tschums würden vom Wind in die Taiga geweht werden. Die Menschen konnten ihre Tschums nicht verlassen und litten Hunger. „Der Schneesturm will gar kein Ende nehmen“, sprach der Alte. „Kotura, der Herr der Winde, hat ihn uns geschickt. Sicherlich zürnt er uns. Geh du, meine älteste Tochter, zu Kotura und bitte ihn, er soll dem Schneesturm Einhalt gebieten.“ — „Wie denn?“ fragte die älteste Tochter. „Ich kenne doch nicht den Weg zu ihm.“ — „Ich will es dir erklären, aber tu, was ich dir auftrage. Ich gebe dir einen kleinen Schlitten mit, schiebe ihn gegen den Wind vorwärts und gehe hinter ihm her. Bloß, darfst du nicht stehenbleiben, darfst den Schnee nicht aus den Schuhen schütten und die Schnüre deiner Kleidung, die der Wind löst, nicht zubinden. Unterwegs kommst du an einen hohen Berg, steige hinauf. Oben kommt ein kleines Vöglein angeflogen und setzt sich auf deine Schulter. Vertreibe es nicht, sondern streichle es und sei freundlich zu ihm. Wenn du zu Koturas Tschum kommst, rühre nichts an — setze dich und warte. Wenn der Herr der Winde eintritt, tue alles, was er befiehlt.“
Die älteste Tochter kleidete sich an, stellte sich hinter den kleinen Schlitten und schob ihn gegen den Wind vorwärts. Schon bald lösten sich die Schnüre ihrer Kleidung, sie begann zu frieren. Sie folgte nicht den Worten des Vaters, ordnete ihre Kleidung und schüttete den Schnee aus den Schuhen. Dann ging sie weiter, dem Schneesturm entgegen. Sie wanderte lange.
Schließlich erblickte sie einen Berg und erstieg ihn. Dort kam ein kleines Vöglein geflogen, wollte sich auf ihre Schulter setzen, aber das Mädchen fuchtelte ärgerlich mit den Armen und vertrieb es. Sie stieg vom hohen Berg hinab und betrat den Tschum des Riesen. Dort sah sie einen Renbraten liegen. Sie entfachte ein Feuer, wärmte sich, riß ein großes Stück fettes Fleisch vom Braten und aß es. Plötzlich hörte sie Schritte. Das Fell, das vor dem Eingang hing, wurde beiseite geschoben, und herein kam ein junger breitschultriger Hüne mit schönem Antlitz. Das war Kotura. Er betrachtete das Mädchen und sprach: „Willkommen! Wohne bei mir, solange du willst. Aber hilf mir ein wenig in der Wirtschaft. Ich habe gejagt und Wildbret gebracht, koche es.“
Das Mädchen kochte das Fleisch.
Kotura befahl ihr, das Fleisch aus dem Kessel zu nehmen und in zwei gleiche Teile zu zerschneiden. „Die eine Hälfte essen wir beide“, sagte er, „die andere lege in einen Holznapf und bringe sie in den Tschum nebenan, dort wohnt eine alte Frau. Reich ihr das Fleisch und warte, bis sie dir den Napf herausbringt.“ Das Mädchen nahm das Fleisch und verließ den Tschum. Der Schneesturm heulte, und die Flocken wirbelten, daß nichts zu sehen war. Nach wenigen Schritten warf sie das Fleisch in den Schnee und kehrte mit dem leeren Napf zu Kotura zurück. Er sah sie an und sagte nichts.
Erneut brach Kotura in die Taiga auf und bat die Tochter des alten Mannes, ihm Kleider aus Fellen zu nähen. Kaum hatte das Mädchen die Arbeit begonnen, als das Fell am Zelteingang beiseite geschoben wurde und eine grauhaarige Greisin eintrat. „Töchterchen“, sagte sie, „mir ist ein Staubkorn ins Auge geflogen, hole es bitte heraus.“ — „Störe mich nicht bei der Arbeit“, antwortete das Mädchen böse, „ich habe keine Zeit.“
Die Greisin sagte nichts, drehte sich um und ging.
Abends kam Kotura von der Jagd heim und fragte: „Sind die Kleider fertig?“ — „Ja.“ Kotura betastete die Kleider — die Felle waren hart, schlecht gegerbt, und genäht waren sie auch schlecht: schief und gar nicht passend. Da erzürnte der Riese und jagte die Tochter des alten Mannes aus seinem Tschum hinaus.
Der Schneesturm aber wütete noch heftiger. Die Menschen zitterten in ihren Zelten. Jagen konnten sie nicht, die Tiere hielten sich alle versteckt, es war nichts zu sehen auher dem weihen Flockenwirbel. Die Kinder weinten vor Hunger, und die Mütter konnten ihnen nichts geben. „Meine älteste Tochter hat nicht auf mich gehört“, klagte der Alte. „Sie hat nicht getan, was ich ihr aufgetragen habe. Darum zürnt Kotura noch mehr. Brich du jetzt zu ihm auf, meine zweite Tochter!“
Aber auch die zweite tat nicht, was der Vater geheißen, und der Riese jagte sie aus seinem Tschum hinaus.
Der Alte aber saß in seinem Tschum mit der jüngsten Tochter, während der Sturm immer stärker tobte und die Zelte umriß, so daß viele Menschen ohne Obdach blieben. „Jetzt bist du an der Reihe, meine inniggeliebte jüngste Tochter“, sprach der Alte traurig. „Ich möchte dich nicht gehen lassen, aber wenn ich dich nicht schicke, verhungern alle Stammesgenossen.“
Das Mädchen verließ den väterlichen Tschum und ging hinter dem kleinen Schlitten dem Schneesturm entgegen. Im Schneetreiben war nichts zu sehen, die Flocken verklebten ihr die Augen, der böse Wind fuhr ihr unter die Kleider und löste die Schnüre, der kalte Schnee geriet ihr in die Schuhe. Aber das Mädchen ging vorwärts und achtete weder auf den Frost noch auf den Sturm. Sie tat alles, wie der Vater geheißen. Sie erstieg den Berg, und da kam das Vöglein geflogen. Das Mädchen vertrieb es nicht, sondern streichelte sein Gefieder und war freundlich zu ihm. Dann setzte sie sich auf den kleinen Schlitten, fuhr bergab und kam geradeswegs zu Koturas Tschum.
Er erblickte das Mädchen und fragte lachend: „Warum bist du zu mir gekommen?“ — „Um dich zu bitten, dem Schneesturm Einhalt zu gebieten. Sonst müssen alle Menschen in unserem Lager sterben.“ —„Warum bleibst du draußen stehen? Tritt ein, mache Feuer und koche Fleisch. Ich bin hungrig, und du bist es gewiß auch nach dem langen Weg.“ Das Mädchen griff nach dem Kessel, säuberte ihn und kochte rasch das Fleisch.
Nachdem sie gegessen hatten, bat Kotura das Madchen, die Hälfte des Fleisches zum benachbarten Tschum zu bringen. Das Mädchen nahm den Holznapf mit dem Fleisch und verließ den Tschum. Aber wohin? Wo sollte sie den Tschum suchen? Sie blieb ein Weilchen stehen, überlegte und ging dann aufs Geratewohl vorwärts. Plötzlich kam das kleine Vöglein geflogen, das sich auf dem Berg auf ihre Schulter gesetzt hatte. Das Vöglein flatterte vor ihrem Gesicht und zeigte ihr den Weg. Das Mädchen brauchte bloß hinterherzugehen. Plötzlich sah sie Rauch aus dem Schnee steigen. Die jüngste Tochter des alten Mannes ging näher heran, scharrte mit dem Fuß den Schnee beiseite und erblickte den Eingang. Eine grauhaarige alte Frau schaute heraus und fagte: „Wer bist du? Was möchtest du?“ — „Ich habe dir Fleisch gebracht, Großmutter.“ — „Hab Dank, Töchterchen . . . Gib es mir. Bleibe solange draußen stehen.“
Das Mädchen mußte lange warten und begann zu frieren. Endlich öffnete sich der Eingang wieder, die Alte schaute heraus und reichte ihr den Napf. Aber im Napf lag etwas. Das Mädchen kehrte zu Kotura zurück und betrachtete jetzt die Geschenke. Es waren Messer, Schabeisen, ein Walkholz, um Felle herzurichten, und Stahlnadeln. Da lachte Kolura. „Sie hat dir viele nützliche Dinge geschenkt. Nähe mir neue Kleider, ich will derweil auf die Jagd gehen.“ Das Mädchen machte sich an die Arbeit, aber wieviel kann man an einem Tag schon schaffen? Plötzlich trat die alte Frau ein, der sie das Fleisch gebracht halte. „Sei so gut“, sprach sie, „und hole mir ein Staubkorn aus dem Auge.“ Das Mädchen wies sie nicht ab, legte die Arbeit aus der Hand und entfernte das Staubkorn aus dem Auge. ,,So ist's gut, das Auge tut nicht mehr weh“, sagte die Alte. „Du hast mir geholfen, und auch ich werde mich dir nützlich erweisen.“
Damit ging sie hinaus, kehrte aber schon bald mit vier jungen Mädchen zurück. „Da hast du Helferinnen, zu fünft werdet ihr bis zum Abend fertig.“ Sie walkten die Felle, schabten sie, schnitten sie zu und nähten. Ehe sie sich's versahen, dunkelte es, und Kotura kehrte von der Jagd heim. Als er die fertigen Kleider sah, wollte er sie anprobieren. Er nahm sie zur Hand, betastete sie — die Felle waren weich. Er zog die Kleidung an, die war nicht zu eng und nicht zu breit, sondern passend zugeschnitten und gut genäht. Da sprach Kotura lächelnd: „Du gefällst mir, schönes Mädchen. Du hast ein goldenes Herz und flinke, fleißige Hände. Du bist auch mutig, hast es mit dem fürchterlichen Schneesturm aufgenommen, damit dein Volk nicht untergeht. Werde meine Frau. Meine Mutter hat auch Gefallen an dir gefunden, und meine Schwestern haben dich liebgewonnen. Bleibe für immer in meinem Tschum.“
Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als der Schneesfurm aufhörte. Die Menschen brauchten sich nicht mehr zu verstecken und froren nicht mehr. Die Männer gingen auf die Jagd, die Frauen besorgten die Wirtschaft, und die Kinder spielten und waren wieder fröhlich.
*) Die Ewenken haben sich über ein großes Territorium Mittel- und Ostsibiriens ausgebreitet. Heute sind sie im Ewenkischen Nationalen Kreis innerhalb der russischen Föderation vereint. Die Hauptbeschäftigung der Ewenken sind Jagd und Rentierzucht. Die traditionelle Behausung der Ewenken ist der Tschum, ein Kegelförmiges Zeit mit zwanzig bis fünfundzwanzig Stangen, über die Felle gespannt werden. Früher fertigten die Ewenken auch ihre Kleidung aus Tierfellen an. Die Religion der Ewenken waren der Schamanismus und der Jägerkult der ,,Herren der Natur“. In der Sowjetzeit gingen die nomadisierenden Rentierzüchter zu einem seßhaften Leben über. Moderne Dörfer und Siedlungen wurden gebaut, die Kinder der Ewenken gingen zur Schule und studierten. Es entstanden eine nationale Schrift und eine eigene Literatur in der Muttersprache.

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Keine Angst vorm russischen Alphabet

Polina Sorel
Russisches Alphabet
- Schnell erlernt für jedermann

NachRussland, 60 S., Paperback. ISBN 978-3-837068023, € 7,80
Was macht mancher Individualtourist oder ausländischer Geschäftsmann vor der Benutzung der Moskauer Metro? Richtig, er zählt krampfhaft im Hotel zuerst die Stationen ab und versucht sich die Optik des Namens seiner erwünschten Metrostation einzuprägen. Wie findet man die gesuchte Straße in Petersburg, wenn die Straßenschilder in Kyrillisch sind und der Stadtplan in lateinischen Buchstaben gedruckt ist? Das vorliegende kleine Buch will schnell und einfach helfen, sich in 20 Lektionen mit den fremden Buchstaben anzufreunden. Russisch muss man dafür nicht können. Wer lesen kann, fühlt sich in einer fremden Umgebung viel sicherer und wohler.
Das soeben im deutschen Buchhandel erschienene Buch „Russisches Alphabet“, ist für all jene Menschen gedacht, die erstmals kyrillische Buchstaben lesen müssen. Die Autorin Polina Sorel formuliert den Aufbau des Alphabets so, dass es für jeden schnell erlernbar ist. Straßenschilder, Speisekarten, Metrostationen und vieles mehr sind in Russland nicht mit lateinischen Buchstaben ausgeschildert. Auf dem Stadtplan lateinisch – draußen kyrillisch. So manchen Russland-Reisenden hat dieser Umstand zum verzweifeln gebracht. Da gibt es auch für Kurzzeittouristen nur einen Ausweg: Das Alphabet lernen. Das geht einfacher als viele denken – auch ohne russische Sprachkenntnisse. Mit Sorels Buch kann man die Schrift in unterhaltsamen 20 Lektionen einfach und schnell beherrschen. Schon kommt man in Russland genauso weit, wie in jedem anderen europäischen Land, schon ist die Zeit der Hilflosigkeit vorbei. Sorel, Betreiberin der etablierten deutschsprachigen Russischlernseite und selbst in Deutschland lebende russische Muttersprachlerin, kann sich hier sehr gut in die Rolle unerfahrener Reisender hinein versetzen. Das Büchlein erscheint in der NachRussland-Reihe, die sich seit über einem Jahr mit vielen Facetten des größten Landes der Erde auseinander setzt. Der einfache und absichtlich knapp gehaltene Ratgeber ergänzt die dort erschienen Reise- und Kulturbücher um einen essentiellen Aspekt. Die Buchreihe befindet sich dabei mitten in Moskau, im Herzen des Landes, mit dem sich die in ihr erscheinenden Werke auseinander setzen. - Rußland-Bücher und Polina Sorel

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Der Baikal - Озеро Байкал

<= Zum Bild: Teilnehmer des "Istok"-Workcamps 2008 besuchen das Heilige Meer (siehe Blogbeitrag "Einladung an junge Menschen ...")

Igor Sewerjanin (1887-1941)
besingt das Heilige Meer

Vom Baikalsee träumt' ich schon immer,
Nun hab ich ihn endlich gesehn:
Vom Schiff aus der Wellen Geschimmer,
Die Zedern auf felsigen Höhn.

Я с детства мечтал о Байкале,
И вот - я увидел Байкал.
Мы плыли, и гребни мелькали,
И кедры смотрели со скал.


Da fielen gar viele Geschichten
Und Lieder mir ein ohne Zahl,
Die von diesem Wunder berichten,
Dem heiligen Meer, dem Baikal.

Я множество разных историй
И песен тогда вспоминал
Про это озерное море,
Про этот священный Байкал.


Wir fuhren ja nur, um zu landen,
's war Abend, 's war kalt, es war Mai,
Der Zug stand schon da, wir entschwanden
Mit ihm gleich ins ferne Kithai. - Kithai - China

От пристани к пристани плыли.
Был вечер. Был холод. Был май.
Был поезд, - и мы укатили
в том поезде в синий Китай.


Wie oft möcht' ich heimkehren können
Zum See, der so weit nun entfernt;
Ich kann ihn bekannt doch nicht nennen:
Gesehn heißt nicht kennengelernt.

Как часто душа иссякала
в желаньи вернуться опять.
Я так и не знаю Байкала.
Увидеть - не значит узнать.


Angara, Tochter des Baikal - Ангара, дочь Байкала
Zur Legende

Думы беглеца на Байкале
Das berühmte Baikallied

Auch wenn man die "Perle Sibiriens" eigentlich nur besingen kann - Robert Pudwill beschreibt sie ausführlich auf seinen Webseiten pr-naturetours

Dieter Feldmaiers Baikalreise: Zur Bilderreise

Unsere Anliegen:

Freitag, 28. November 2008

Birken in Sibirien

Warum "Birken"-Kinder?
»Russland ist stark durch die Birke. Vernichtet man die Wälder, ist auch Russland verloren.« (Dostoevski in 'Die Brüder Karamasov')

Der Schweizer Peter Marti von der "Arbeitsgemeinschaft Heilpädagogik und Sozialtherapie in Sibirien" schreibt: " ... Hier muss ich etwas Besonderes erwähnen – einen Baum! Was hat ein Baum mit der Arbeit in Sibirien zu tun? Wenn es um Sibirien geht, kann es kein anderer Baum als die Birke sein, auf Russisch Biriosa. Soll ich das einflechten in den Bericht, frage ich mich. Erst kürzlich las ich im „Goetheanum“ unter der schlichten Überschrift „Die Birke“ einen Artikel „Durch die Betrachtung zur Imagination“. Ob der Autor sich eventuell sogar in einem Birkenwald in Sibirien aufgehalten hat und diese besondere Stimmung auf sich einwirken lassen konnte? *) Der Baum als Kraftspender! Die Birke hat etwas Erfrischendes.
Nirgends habe ich die Birke so rein angetroffen wie in Sibirien. Im Wald in der Gemeinschaft, die hohe schlanke Erscheinung mit den feinen Verästelungen. Das reine Weiss der Rinde mit den Tupfern. Über den Wipfeln je nach Licht, ja was ist es? Nicht einfach zu beschreiben, ist es vielleicht eine Farbaura? Dann eine allein stehende Birke auf der Insel der Jugend in der Angara, die ich oft besuche. Die Birke passt eigentlich hervorragend zu unserer Arbeit. Die Birke ist der Inbegriff, Neues in Angriff zu nehmen! ... " - Peter Martis Birkenbilder aus Sibirien auf: beryosa.net ... Texte zur Birke

Unsere Anliegen:

Die legendäre Transsib

Hans Engberding und Bodo Thöns (Hrsg.)
Transsib-Lesebuch
- Reiseerlebnisse auf der längsten Bahnstrecke der Welt

Trescher Verlag 2002, 368 S., Ill. v. Claudia Mathea, ISBN 978-3-89794-011-6, 14.95 Euro
In diesem schön ausgestatteten Lesebuch sind Transsib-Reisende aus allen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts versammelt, die von ihrer Fahrt auf der wohl berühmtesten Eisenbahnstrecke der Welt berichten. Lebhafte Schilderungen der alltäglichen Organisation des Lebens in der Transsibirischen Eisenbahn, der Begebenheiten im Zug und der Erlebnisse mit Mitreisenden stehen neben zeitgeschichtlichen Betrachtungen aus der wechselhaften Geschichte Rußlands, der Mongolei und Chinas. Sven Hedin, Fridtjof Nansen, Hardy Krüger, Paul Theroux, Sigrid Undset, Peter Fleming und vielen andere entführen die Leser auf eine abenteuerliche Reise durch die sibirische Weite.
Aus dem Inhaltsverzeicnis: John Foster Fraser: Das wahre Sibirien (1901) - Eugen Zabel: Auf der sibirischen Bahn nach China (1903) - Karl Tanera: Zur Kriegszeit auf der sibirischen Bahn und durch Rußland (1904) - O.T. Tuck: Tagebuch (1909) - Marcus Lorenzo Taft: Fremdes Sibirien (1909) - Fridtjof Nansen: Sibirien ein Zukunftsland (1913) - Otto Goebel: Über Sibirien nach Ostasien (1914) - Sven Hedin: Von Peking nach Moskau (1923) - Richard Tröger: Tagebuch über eine Rußland-Japan-Reise (1929) - Kurt Faber: Weltwanderers letzte Fahrten und Abenteuer (1930) - Peter Fleming: Mit mir allein. Eine Reise nach China (1933) - Erik Bergengren: Gelbe Gesichter. Sibirische Nächte und japanische Tage (1936) - Mildred Widmer Marshall: Zwei Schullehrerinnen aus Oregon reisen um die Welt (1937) - Slavomir Rawitsch: Flucht durch Steppe und Wüste (1939) - Sigrid Undset: Wieder in die Zukunft (1940) - Ryszard Kapuscinski: Imperium. Sowjetische Streifzüge (1958) - Siegfried Meissgeier und Günter Linde: Sibirien ohne Geheimnisse (1959) - Paul Theroux: Abenteuer Eisenbahn. Auf Schienen um die halbe Welt (1965) - Hugo Portisch: So sah ich Sibirien (1966) - Vittorio Lojacono: Die Straße der Gefahr (1969) - Eric Newby: Auf der großen roten Bahn (1977) - Hans-Otto Meissner: Sibirien-Expreß (1979) - Wolfgang Seidl: Ins rote Reich des gelben Drachens (1984) - Hardy Krüger: Sibirienfahrt (1984) - Johanna Hornef-Blau: Unterwegs mit der Transsibirischen Eisenbahn (1994) - Colin Thubron: Sibirien. Schlafende Erde – Erwachendes Land (1998) - Kurt Drawert: Nach Osten ans Ende der Welt (1999) - Mark Bauch: Transsibirisch Reisen (2001)
Aus dem Vorwort: " ... Der Begriff Transsibirische Eisenbahn beschränkt sich nicht nur auf die Strecke Moskau–Vladivostok. Es gibt und gab auch nie den ultimativen ›Transsibirien-Expreß‹. Die ursprünglich sogenannte ›Große Sibirische Bahn‹ wurde als Weiterführung des bereits im europäischen Teil Rußlands bestehenden Eisenbahnnetzes von Tscheljabinsk im Ural nach Vladivostok am Pazifik geplant. Rußlands Festlandkolonie sollte stärker an das Reich gebunden werden, die Gebiete jenseits des Urals wirtschaftlich besser erschlossen und die Positionen in Asien und am Pazifik politisch und militärisch gesichert werden. 1891 kippte der spätere Zar Nikolai II. in Vladivostok symbolisch die erste Schubkarre am künftigen Bahndamm aus. In sechs Teilabschnitten wurde mit dem Bau begonnen. Im Jahr 1891 begann in Vladivostok der Bau der Ussurij-Bahn nach Chabarovsk, sechs Jahre später wurde sie dem Verkehr übergeben. Mit dem Bau der Bahn durch Westsibirien begann man 1892 in Tscheljabinsk im südlichen Ural, sie führte bis zum großen sibirischen Fluß Ob. Dieser Streckenabschnitt war 1896 fertig. Aus der für den Brückenbau über den Ob gegründeten Siedlung wurde die größte Stadt Sibiriens – Novosibirsk (früher Novonikolaevsk). Am anderen Obufer begannen 1893 die Bauarbeiten für die Strecke bis Irkutsk und bis zum Baikalsee. Ebenfalls sechs Jahre betrug die Bauzeit.
Schwieriger wurde es am Baikalsee. Am Ostufer hatten die Bauarbeiten 1895 begonnen. Die Strecke führte bis zum Ort Sretensk, wo man sich auf Flußdampfern einschiffte und den Amur bis Chabarovsk hinunterfuhr. Dieser Streckenabschnitt wurde 1900 seiner Bestimmung übergeben. Der Baikalsee selbst wurde ab April 1900 mit zwei eisbrechenden Fährschiffen überquert. In den kältesten Wintermonaten mußten die Passagiere auf Pferdeschlitten über den zugefrorenen See gebracht werden. Da der Baikal somit zum Nadelör auf der gesamten Strecke wurde, begann 1902 der Bau der Baikal-Bahn, die direkt am Ufer die Südspitze des Sees umfuhr. Dieser landschaftlich wunderschöne Streckenabschnitt ist heute aber nur noch eine Nebenstrecke, da nach 1950 aufgrund eines Staudammprojektes eine neue Streckenführung zwischen Irkutsk und der Baikalsüdspitze errichtet und Teile der alten Strecke geflutet wurden. Die geplante Amurbahn, die entlang des Flußufers die Passagiere auch für den Rest der verbliebenen Strecke vom Dampfer auf die Bahn holen sollte, war aus geologischer Sicht der schwierigste Abschnitt des Bahnbaus. Eine ingenieurtechnisch einfachere Trasse quer durch die Mandschurei, die außerdem 700 Kilometer kürzer wäre, hatte für Rußland ihren Reiz ..." - Vorwort, Karte ...


Russland 2009 – Städte und Landschaften entlang der Transsibirischen Eisenbahn
12 Monate ab 1. Januar 2009, 26 S., 13 Fotografien, coil Einband, vierfarbig Druckfarbe innen, 15,90 Euro
Was für eine Sehnsucht, die Transsibirische Eisenbahn. Die längste Eisenbahnstrecke der Welt. Ein Lebenstraum geht in Erfüllung. Die weite des Landes, die russische Seele. Eine Reise durch acht Zeitzonen entlang der klassischen Route der Transsib, von Moskau über das Kloster von Ivolginsk, den Baikalsee, dem heiligen Meer der Russen nach Wladiwostok, 9258 Kilometer. - Jedes Blatt des Kalenders ist beidseitig bedruckt und zeigt aufgeklappt im oberen Bereich eine Fotografie und im unteren Teil das Kalendarium des jeweiligen Monats mit Feiertagen der Schweiz, Österreichs und Deutschlands. Zusätzlich bieten sich dort genügend Freiräume für eigene Eintragungen. - Zu diesem und weiteren Kalendern in auf-weltreise.de


Ulla-Lena Lundberg
Sibirien
- Selbstportrait mit Flügeln

National Geographic Taschenbücher 2006, Format: 12,10 x 18,10 cm, ISBN: 978-3-89405-272-0, 11,00 € (D), 11,40 € (A), 19,80 sFr
Sibirien, wer würde da zuallererst an Vögel denken? Ulla-Lena Lundberg, eine der wichtigsten finnlandschwedischen Schriftstellerinnen, tut es. Zweimal reiste sie durch Sibirien: Ende der sechziger Jahre, frisch verliebt und mit der transsibirischen Eisenbahn; Ende der achtziger Jahre mit einer Gruppe von westeuropäischen Ornithologen. In kurzen, poetisch geschriebenen Kapiteln erzählt sie die Etappen ihrer langen Sibirienreisen. Die beobachteten Vögel sind für sie faszinierende Geschöpfe, die zu hervorragenden Metaphern menschlicher Befindlichkeiten werden. Die Autorin versteht es, die kriegerische finnisch-russische Geschichte, die Leiden der Menschen in Sibirien gestern und heute genauso auf den Punkt zu bringen wie die Wärme und den Lebenswitz der Menschen in einer so schönen und doch feindlichen Umwelt. Am Ende hat sie auf diese Weise ihre eigene Lebensgeschichte erzählt.


Eugen Zabel
Transsibirien
- Mit der Bahn durch Russland und China 1903

National Geographic Taschenbücher 2006, 265 S., 14 s/w Abbildungen, Format: 12,10 x 18,10 cm, ISBN: 978-3-89405-289-8, 12,00 € (D), 12,40 € (A), 21,90 sFr
Im Jahr 1903 schlug mit der Aufnahme des regulären Eisenbahnverkehrs zwischen Russlands Hauptstadt und seinen Pazifikhäfen Dalnij und Wladiwostok durch die Mandschurei die eigentliche Geburtsstunde der legendären Transsibirischen Eisenbahn. Seit diesem Zeitpunkt war es möglich, auf Schienen von Berlin nach Sibirien und Asien zu reisen. Als der deutsche Journalist Eugen Zabel die entsprechende Ankündigung im Kursbuch der Deutschen Reichsbahn in Berlin las, schmiedete er sofort Reisepläne. Und bald darauf machte er sich als einer der Ersten auf den Weg . Seine Erlebnisse und seine Einschätzung über die künftige Bedeutung der bis heute längsten Bahnstrecke der Welt schildert er in diesem Reisebericht.

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Geheimnisvolles Tuwa - Expeditionen in das Herz Asiens

Sew'jan I. Weinshtein
Geheimnisvolles Tuwa
– Expeditionen in das Herz Asiens

Mit DVD: Dokumentarfilm 72min, Fotoauswahl und Beispiele tuwinischer Musik-Folklore, Hardcover, 264 S., Format 17 x 24,5cm, ISBN 978-3-924324-11-7, € 39,90
Schon wieder ein Schamanen-Buch? Keineswegs. Dieses Werk ist mehr als bloß der neue Aufguß eines alten Themas. Es ist eine Offenbarung! Vorgestellt werden Leben, Denken und Fühlen eines uns nahezu unbekannten Volkes. Tuwa, allenfalls assoziiert mit dem ungewöhnlichen Kehlkopfgesang seiner Musiker, führt bis heute – auch innerhalb der deutschsprachigen Völkerkunde – ein unverdientes Schattendasein ... Sew’jan Weinshtein steht in der Tradition der großen russischen Forschungsreisenden Semjonow, Prschewalski und Kozlow ... Er weiß, daß Erfahrung von er-fahren, daß Begreifen von be-greifen kommt, drum hetzt er nicht durch die Landschaft auf der vordergründigen Suche nach Spektakulärem ... Der Autor stößt nicht nur ins Herz Asiens vor sondern blickt überdies ins Herz seiner Menschen. Diese heute geradezu obsolet anmutende Haltung mag wohl bei Ethno-Statistikern auf Kritik stoßen. Zum wirklichen Verständnis eines fremden Volkes, zum Fügen aller Mosaiksteine zu einem lebendigen Gesamtbild ist sie freilich unerläßlich. Das Ganze ist eben doch mehr als nur die Summe seiner Teile. (Swen Alpers, Göttingen) - Buchbeschreibung und Flash-Video

Leseprobe: "Und Oskül-ool begann zu singen. Aus seiner Kehle quollen die Stimmen aller Vögel… Der Wind in der Taiga schien sich in den Wipfeln der alten Zedern zu verfangen. Die Elstern und Krähen, die über dem Lager kreisten, verstummten. Die Frauen weinten, und die Männer hatten Angst, sich zu bewegen. Der Chan und seine Frau glaubten zu träumen ... (Aus einem tuwinischen Märchen) ... Das Wunder des Kehlgesangs: Es war ein merkwürdiges Konzert. Ein Duett ungewöhnlicher Musikinstrumente, doch ausgeführt ohne Instrumente, von der Stimme eines einzigen Menschen in der einsamen tuwinischen Steppe, von ihm dargeboten „für sich selbst”, vielleicht aber auch für mich mit. Fast vierzig Jahre sind seitdem vergangen, doch diese Episode hat sich unter den vielen Erinnerungen an meine Expeditionen in Tuwa besonders tief in meinem Gedächtnis eingeprägt ... Zur Leseprobe

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Wladimir Arsenjew: Der Taigajäger Dersu Usala

Wladimir Arsenjew
Der Taigajäger Dersu Usala

Aus dem Russischen von Gisela Churs, Mit zahlreichen Fotos der Originalausgabe und Karten, 320 S., brosch., ISBN 3-293-20250-0, EUR 12,90, chf 23,90
Wladimir Arsenjew, Geograf und Offizier des Zaren, erforscht 1902 die unwegsamen Grenzgebiete zwischen Russland und China. Eines Nachts stößt ein alter Jäger vom Volk der Golden zur kleinen Truppe. Der Jäger Dersu Usala wird für Arsenjew zum Führer und Gefährten. Dersu versteht sich mit den Kräutern und den Sternen. Er entschlüsselt die Geheimnisse der Natur mit verblüffender Beobachtungsgabe und Intuition. Er kennt, begreift und achtet auch die unscheinbarsten Regungen des Lebens. Er spricht mit den Tigern und dem Wald, mit den Wolken und der Sonne, mit dem Feuer und der Nacht. In zahlreichen Abenteuern und Gefahren kommen sich der Wissenschaftler und der Jäger nahe. Eine Freundschaft entsteht, die erst mit dem tragischen Tod von Dersu Usala ein Ende findet.
Wladimir Arsenjews Erzählung ist zu einem Klassiker geworden, der in viele Sprachen übersetzt wurde. Dieses Buch wurde 1975 von Akira Kurosawa verfilmt und ausgezeichnet mit dem Academy Award für den besten ausländischen Film.

... Heute erinnern an Arsenjews Forschungen geografische Bezeichnungen wie Arsenjew-Vulkan auf den Kurilen-Inseln und Arsenjew-Gletscher auf Kamtschatka. Und an der Stelle, wo Arsenjew einst mit Dersu Usala zusammentraf, steht heute die fernöstliche Stadt Arsenjew.
Während der zweiten Expedition stellt Dersu Usala fest, dass sein Augenlicht nachlässt, er ist jetzt achtundfünfzig Jahre alt. "Mein Auge ist schlecht geworden, kann nicht mehr sehen", vertraut er Arsenjew an. "Schieße aufs Moschustier, treffe nicht, schieße auf Baum, treffe auch nicht. (...) Wie lebe ich jetzt weiter?" Arsenjew überredet Dersu, bei ihm in seinem Haus in Chabarowsk zu leben. Doch Dersu kommt in der Stadt nicht klar und bittet seinen Freund schon bald, ihn wieder in die Taiga ziehen zu lassen. Arsenjew stimmt schweren Herzens zu. Doch kurz danach wird Dersu Opfer eines Raubüberfalls und wird ermordet, Arsenjew eilt an sein Grab ...
Aus der ausführlichen Rezension von Gisela Reller

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Tschingis Aitmatow: »Das Wort verkümmert und stirbt, wenn wir es nicht mit anderen teilen.«

Tschingis Aitmatow
Kindheit in Kirgisien

Unionsverlag, TB, 157 S., ISBN-10: 3293201539, ISBN-13: 978-3293201538, EUR 7,90
Er war noch zu klein, um richtig aufs Pferd zu steigen, da mußte er schon als Sekretär des Dorfsowjets die Steuern eintreiben und den Frauen die Todesmeldungen von der Front überbringen. Aber zu dieser kirgisischen Kindheit gehört auch das Eintauchen in die reichen Überlieferungen seines Volkes, gehören heitere Erinnerungen und Erlebnisse. Die wahre Geschichte einer verbotenen Liebe im Dorf entpuppt sich als Kern der Novelle »Dshamilja« und Aitmatows Jugendfreund Sejtaly als Vorbild des »Ersten Lehrers«. Einige Jahre später erntet der junge Viehzuchtexperte Aitmatow Auszeichnungen für seine rund hundert musterhaft gehaltenen Milchkühe. Als er aber seine ersten Novellen publiziert, entfesselt er im Schriftstellerverband einen Sturm der Entrüstung - er hat mit seinen Werken zu viele Tabus gebrochen. - Aitmatow erzählt von einer Jugend, die ebenso reich wie schwer war: überschattet von Stalins Säuberungen, ausgesetzt den Tragödien des Krieges, aber auch getragen vom Zusammenhalt und der reichen Tradition seiner Sippe und seines Dorfes.Tschingis Aitmatow arbeitete als Veterinärmediziner auf dem Experimentiergut des Viehzuchtforschungsinstituts von Kirgisien. Er hatte bereits einige kleinere Erzählungen veröffentlicht und absolvierte 1956 ein Praktikum am Maxim-Gorki-Literaturinstitut in Moskau. Als Diplomarbeit verfaßte er eine Geschichte, gab ihr den Titel "Dshamilja", und seither geht sie um die ganze Welt. - Tschingis Aitmatow auf den Seiten des Unionsverlages Zürich

Tschingis Aitmatow: Notizen über mich

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Juri Rytchëu - großer Autor eines kleinen Volkes

Juri Rytchëu
Wenn die Wale fortziehen

Aus dem Russischen von Eveline Passet, Unionsverlag TB (UT 49),
144 Seiten, ISBN-10: 3293200494, ISBN-13: 978-3293200494, EUR 8,90, FR 16,90
Nau ist die Urmutter des Menschengeschlechts. Aus Liebe zu ihr wird Rëu, der Wal, zum Menschen und zeugt mit ihr Waljunge und Menschenkinder. Nach dieser Schöpfungslegende der Tschuktschen sind Menschen und Wale Brüder. Rëu stirbt, ebenso seine Kinder, Enkel und Urenkel, alle folgenden Generationen. Nur Nau überlebt sie, gibt das Wissen von der Abstammung des Menschen und von der Verehrung der Wale weiter. Doch die Achtung vor ihr und vor den Meeresriesen schwindet. Niemand nimmt mehr diese steinalte Frau und ihre unglaublichen Geschichten ernst. Eines Tages brechen die Männer zum Walfang auf. Die Wale ziehen davon, der Todestag der Urmutter Nau naht, Menschen voller Eroberungs- und Machtgelüste stehen vor einem leeren Meer, das einst von Lebewesen brodelte. Diese poetische Schöpfungslegende der Tschuktschen von der ursprünglichen Gemeinschaft von Mensch und Wal, von der Einheit von Mensch und Natur, ist zugleich eine Vorahnung der Fragen und Probleme unserer Zeit. »Nau fühlte sich eins mit dem kräftigen Wind, dem grünen Gras und dem feuchten Kiesel, mit den hohen Wellen und dem endlosen blauen Himmel. Und als zwischen ihren Beinen die aufgescheuchten Vögel davonliefen, die Hörnchen und die sommers leicht graufarbenen Hermeline, rief Nau ihnen zu, freudig und laut, und die Tiere verstanden sie. Und dies war so bis zu der Zeit, da sie noch nicht die Fontäne des sich nähernden Wales bemerkt hatte, die hoch emporschoß und hörbar war in Ufernähe, da sie noch nicht den langen, kräftigen, leuchtenden Körper des Meeresriesen gesehen hatte - den Körper Rëus.«
Juri Rytchëu wurde 1930 als Sohn eines Jägers in der Siedlung Uëlen auf der Tschuktschenhalbinsel im äußersten Nordosten Sibiriens geboren. Der erste Schriftsteller dieses Volkes mit zwölftausend Menschen wurde mit seinen Romanen und Erzählungen zu einem berufenen Zeugen einer bedrohten Kultur und eines vergessenen Volkes. - Umfassende Informationen zum Autor und zu seinen Werken: Unionsverlag Zürich
Siehe auch "Juri Rytchëu, Literatur aus dem hohen Norden" von Eveline Passet

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Die Prinzessin von Sibirien - Maria Wolkonskaja (1806-1863) [Декабристи в сибири]

Christine Sutherland
Die Prinzessin von Sibirien
- Maria Wolkonskaja und ihre Zeit

Fischer TB, 336 S., Broschur, ISBN 978-3-596-25672-3, € (D) 9,90, SFR 18,50
Im Dezember 1825 findet in Petersburg der Aufstand der Dekabristen (Dekabr [russ.]: Dezember) statt, der von Nikolaus I. rasch niedergeschlagen wird. Die Verschwörer, Aristokraten und Angehörige der Garderegimenter, deren Ziel eine konstitutionelle Monarchie war, werden hingerichtet bzw. zu 20 Jahren Zwangsarbeit und lebenslanger Verbannung in Sibirien verurteilt. Unter ihnen Sergej Wolkonski, verheiratet mit Maria Rajewski, die (sie ist gerade mal 21. Jahre alt) beschließt, ihrem Mann in die Verbannung zu folgen. Zusammen mit anderen Frauen der Dekabristen setzt sie Erleichterungen für die Verurteilten durch, gründet Schulen für sibirische Bauernkinder, nimmt sich der Findelkinder an und sorgt später in Irkutsk für die Errichtung eines Theaters. Alle diese Wohltaten bringen ihr den Beinamen »Prinzessin von Sibirien« ein. Als Alexander II. bei seinem Regierungsantritt im Jahr 1856 eine Amnestie erläßt, kehren die Wolkonskijs nach 30 Jahren Verbannung ins europäische Rußland zurück. - Ausführliches zu Maria Wolkonskaja und den Dekabristen findet ihr auf meinen Dekabristen-Webseiten

"... Wir Menschen existieren nur in der Gemeinschaft. Und für diese Gemeinschaft müssen wir etwas tun, müssen wir aktiv werden - gerade dann, wenn wir satt sind. Die Dekabristen waren solche satten Menschen, die alles hatten. Sie hatten mehr, als wir uns je vorstellen können, denn sie besaßen eine fruchtbare Kultur. Wir sind heute aufgerufen, diese Kultur neu zu beleben, damit wir dem fortschreitenden Abbau kultureller Werte etwas entgegensetzen können, unseren Geist beleben und unsere Bereitschaft stärken, dann, wenn es nötig sein wird, all unsere Bequemlichkeiten zu opfern, damit für jene, die nach uns kommen, auch noch genug Kultur vorhanden ist, in der sie sich entfalten können. So haben die Dekabristen ihr Leben und dessen Sinn verstanden. Sie waren Störenfriede in einer Zeit, da nur wenige das Recht und die Möglichkeiten hatten, ihre Bequemlichkeit zu leben. Man hat sie weggesperrt - verbannt, damit man sie vergißt. Was taten sie aber? Sie kultivierten Sibirien und opferten ihr Leben im Kaukasus. Sie haben nichts von dem wirklich vermisst, was sie aufgaben, aufgeben mussten. Sie hatten alles, was man sich denken kann und gewannen mehr, als sie sich selbst vorstellen konnten: die Liebe unzähliger Nachgeborener ..." Joachim Winsmann

siehe auch: "Die Dekabristen - Die Brüder Christi in Russland" im Ratgeber Kinderbuch

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Russische Liedermacher - Булат Окуджава и.др.

Russische Liedermacher - Wyssozkij, Galitsch, Okudschawa
Russ./Dt., Übers. u. Anm.: Kay Borowsky, Nachw.: Katja Lebedewa, Reclam, 207 S., ISBN: 978-3-15-018056-3, EUR (D): 5,60

Zum Beispiel: Bulat Okudschawas (Булат Шалвович Окуджава) Lied von der ersten Liebe: MP3-Datei zum Anhören des Liedes

Und in der ersten Liebe – das Herz dir erglüht,
bis die zweite Liebe an die erste sich schmiegt,
doch die dritte Liebe ist der Schlüssel im Schloss,
der zittert und hakt – in der Hand schwankt der Koffer.


А как первая любовь – она сердце жжёт,
а вторая любовь – она к первой льнёт,
ну, а третья любовь – ключ дрожит в замке,
ключ дрожит в замке, чемодан в руке.


Und den ersten Krieg – hat keiner gewollt
und den zweiten Krieg – hat jemand gewollt,
doch der dritte Krieg ist ganz meine Schuld,
ein jeder kann sehn – ich allein trag die Schuld.


А как первая война – да ничья вина,
а вторая война – чья-нибудь вина,
а так третья война – лишь моя вина,
а моя вина – она всем видна.


Und der erste Betrug ist ein nebliger Morgen,
und der zweite Betrug: betrunkene Sorgen,
doch der dritte Betrug ist die finsterste Nacht,
viel schlimmer als Krieg: die finsterste Nacht.


А как первый обман – на заре туман,
а второй обман – закачался пьян,
а как третий обман – он ночи темней,
он ночи темней, он войны страшней.


Mehr dazu auf BücherWiki

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Zwei beeindruckende Geschichten - Слепая студентка в Сибири

Die blinde Studentin Nicole Mathys in Sibirien
Publiziert am 23. Oktober 2008 von Krusenstern
Omsk * Die heute 30-jährige blinde Studentin Nicole Mathys reiste für ein Jahr alleine nach Sibirien. In der Universitätsstadt Omsk verblüffte die blinde Schweizerin die Russen mit ihrer Selbstständigkeit, ihrem Wissen über Russland und dessen Literatur. Ihre Erfahrungen bieten im doppelten Sinne des Wortes “einen anderen Blick” auf das Gastland Russland, zuerst in diesem Porträt in Deutsch und Russisch – danach folgend in ihrem Reisetagebuch.
Ein spannendes Jahr in Omsk beginnt: Als Nicole Mathys in Omsk * Омск aus der Transsibirischen Eisenbahn ausstieg – nach sieben Tagen und Nächten Zugfahrt von der Schweiz über Ternopil in der Ukraine und Krasnodar am Schwarzen Meer nach Sibirien – staunte das Empfangskomitee für einen Moment: “Ich wollte nicht, dass die sich unnötig Sorgen machen und habe darum am Telefon sicherheitshalber nicht davon erzählt, dass ich blind bin”. Nach einem ersten Moment der Verblüffung wurde die Studentin der Universität Fribourg aber sprichwörtlich in die Arme genommen.
Von der Zugsfahrt über 6.000 Kilometer blieben Nicole Mathys wunderschöne Erinnerungen: “An den Haltestellen riecht es durch das offene Fenster nach Holz, in der Ferne rattert ein Pferdewagen, ein Kind schreit und Babuschkis wollen ihre Piroschkis, Beeren oder Früchte verkaufen.” Wenn der Zug wieder anfuhr, holte die blinde Schweizerin am Samowar * Самовар im Vorraum des Waggons einen im wahrsten Sinne des Wortes glühend heissen Tee – denn der Samowar wurde mit glühenden Kohlen erhitzt.
Die blinde Schweizerin studierte für ein Jahr an der Omsker Staatlichen Universität * Омский государственный университет. Die Studienkollegen und auch die Professoren dort merkten schnell, wie selbstständig die Schweizer Austauschstudentin ist und wie viel Nicole Mathys über das grösste Land der Welt an der Universität Fribourg, aber auch durch Hörbücher und Blindenschriftbücher gelernt hat.
Die verschiedenen Seiten von Russland: Die ehemalige Sowjetunion kennt Nicole Mathys nicht nur durch ihr Russistik-Studium und aus Büchern, sondern auch von verschiedenen Arbeitsaufenthalten in den baltischen Staaten Litauen und Estland sowie in Weissrussland. In diesen Ländern arbeitete sie in Kinderheimen.
Die Schattenseiten Russlands lernte Nicole Mathys als Länderexpertin der Menschenrechtsorganisation Amnesty International kennen. “Ich liebe Russland trotzdem - und umso mehr”, erklärt sie mit Überzeugung. “Es ist nicht ein Engagement gegen, sondern für die Menschen in Russland und für dieses Land.”
Während ihres Studienaufenthaltes in Omsk konnte Nicole Mathys die Praxis in den Kinderheimen und bei Amnesty International mit der Theorie verbinden: “Meine Grundlage dazu ist natürlich die russische Sprache, dann aber auch die Literatur, die gerade in Russland mit spannenden geschichtlichen und gesellschaftlichen Themen und Phänomenen zusammenhängt.” - Weiterlesen im Krusenstern-Blog

Слепая студентка Николь Матиз в Сибири
Омск * 30-летняя студентка Николь Матиз одна предприняла путешествие в Сибирь. Там слепая студентка ошеломила русских своей самостоятельностью и своим знанием России и её литературы.
Когда Николь Матиз прибыла в Омск по Транссибирской магистрали – проведя в пути семь суток из Цюриха через Тернополь и Краснодар на Чёрном море в Сибирь – встречающие её были очень удивлены: “Я не хотела, чтобы они понапрасну беспокоились, и поэтому не сказала в телефонном разговоре, что я слепая.” Однако спустя несколько минут после ошеломления студентку университета Фрибура буквально взяли под руки.
От путешествия по железной дороге протяжённостью в 6.000 километров у Николь Матиз остались прекрасные воспоминания: “На станциях через открытое окно пахло деревом, вдалеке грохотала телега, запряжённая лошадью, плакал ребёнок, и бабушки продавали свои пирожки, ягоды или фрукты”. Когда поезд снова трогался, слепая девушка из Швейцарии шла в тамбур вагона за горячим чаем из самовара, в прямом смысле слова “пылающим”, так как самовар нагревался горящим углем.
Слепая студентка из Швейцарии училась в течение года в Омском государственном университете. Сокурсники и профессора университета сразу же заметили, насколько самостоятельна швейцарская студентка, приехавшая по обмену, и как много она узнала о самой большой стране мира в университете Фрибура из аудиокниг и книг для слепых ... читать дальше


Der blinde Musiker und Informatiker Wladimir Sawin aus Sibirien
Publiziert am 24. Oktober 2008 von Krusenstern
Omsk * Für sechs Monate war der blinde Russe Wladimir Sawin als Dozent für russische Musikgeschichte an der schweizerischen Universität Fribourg tätig. Der 40-jährige Musiker und Informatiker lebt normalerweise in der sibirischen Stadt Omsk. Seine Erfahrungen bieten im doppelten Sinne des Wortes “einen anderen Blick” auf Russland und das Gastland Schweiz.
Wenn Wladimir Sawin * Владимир Савин in seiner Heimatstadt Omsk * Омск aus der Haustüre tritt, muss er aufpassen, um nicht über Abfall zu stolpern oder gar in das ungesicherte Loch einer Baustelle oder der Kanalisation zu fallen. Ungesichert sind nicht nur die Strassen in der siebtgrössten Stadt Russlands, ungesichert ist auch die Zukunft des blinden Musikers und Informatikers ... Wladimir Sawin (besuchte) in einem staatlichen Internat für blinde und sehbehinderte Kinder die Schule. Diese russischen Blindenschulen leisten gute Arbeit, ein liebevolles Elternhaus können sie aber nicht ersetzen. Wladimir litt denn auch stark unter der Einsamkeit. Trost fand er in der Musik, weshalb der begabte Junge ein Studium an der bekannten Schebalin-Fachhochschule absolvieren durfte, die nach dem bekannten russischen Komponisten Wissarion Schebalin * Виссарион Яковлевич Шебалин benannt ist. Wladimir Sawin studierte dort das chromatische Knopfakkordeon Bajan * баян. Im wehmütig erklingenden Bajan sitzt die russische Seele, heisst es. Wehmut ergriff Wladimir Sawin auch, als nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 seine Stelle als musikalischer Begleiter des Volkseigenen Chores in Omsk abgeschafft wurde. Als Musiklehrer hält er sich seitdem mehr schlecht als recht über Wasser. 1999 entdeckte Sawin als erster Blinder in Omsk den Computer. Es dauerte nicht lange, und er unterrichtete als Informatiker andere Blinde und Sehbehinderte am Computer. Damals gab es in Sibirien nur wenige Computer. Und auch heute müsste zum Beispiel ein Lehrer, der mit einem Gehalt von 180 Franken ohne Nebenjob gar nicht überleben könnte, zehn volle Monatslöhne auf den Tisch legen für das billigste Notebook. Deshalb gründete Wladimir Sawin ein Projekt, welches Blinden und Sehbehinderten in Omsk den kostenlosen Zugang zu Computer und Internet ermöglichte. Dieses Projekt erhielt in einem regionalen Wettbewerb den ersten Preis, was Sawin viel Ehre brachte – aber keinen Arbeitsplatz. So arbeitete er als Musik- und Informatikdozent, verdiente zusätzlich ein paar Franken mit dem Komponieren von Schlagermusik. Ein Blinder darf in Russland nicht wählerisch sein.
Umso mehr freute sich Wladimir Sawin, als ihn eine schweizerische Studentenorganisation einlud, an der Universität Fribourg Vorlesungen über die russische Musikgeschichte zu halten. Das Honorar war mit monatlich 750 Franken bescheiden, für Sawin aber ein Vermögen. Und es war seine erste Reise über die Grenzen von Omsk hinaus. Sechs Monate hielt Wladimir Sawin am dortigen Institut für Slavistik Vorlesungen in seiner Muttersprache und war bei den Studenten sehr beliebt ... Bitte weiter lesen im Krusenstern-Blog

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Sibirien - schlafende Erde, erwachendes Land

Die Entdeckung Sibiriens - Russland erobert die Welt der Schamanen
Heft 11/2008 "Damals", 6,10 EUR
Schon Kaufleute der Hanse trieben wohl Handel mit Sibirien, vor allem hatten sie es auf dessen Pelzreichtum und speziell die Zobelfelle abgesehen. Erobernd drangen Europäer aber erst seit dem Ende des 16. Jahrhunderts nach Osten vor: Kosaken, Kaufleute und Abenteurer begannen Sibirien zu erschließen. Ihnen folgten Forschungsreisende, darunter zahlreiche Deutsche. Im Auftrag der Zaren erkundeten und kartographierten sie das weithin unbekannte Land. Und zeichneten die Bräuche und Lebensgewohnheiten der indigenen Bevölkerungsgruppen auf. Dabei lernten sie das Phänomen des Schamanismus kennen, der den Menschen Orientierung im Umgang mit der Natur gab. Missionierungsbemühungen im Zarenreich und der Unterdrückung indigener Glaubenswelten in der Sowjetunion zum Trotz kehrten der alte Glaube und viele Traditionen zur Zeit der Perestroika zurück. Heute gibt es in Sibirien wieder Schamanen.
Der Osten ist weit - Die Eroberung und Erforschung Sibiriens: Der Kosaken-Ataman Jermak drang 1582 über den Ural nach Westsibirien vor. Sibirien gilt heute als integraler Bestandteil Russlands. Das war keineswegs immer so: Die Eroberung Sibiriens und seine wissenschaftliche Durchdringung erfolgten erst seit 200, 300 Jahren – im Zuge eines Kolonialismus, der das Reich des Zaren bis an die Küste des Pazifik ausweitete. Das Interesse an der wissenschaftlichen Erforschung Sibiriens begann in Russland erst an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert. Bis dahin hatte kaum ein Westeuropäer die Gebiete jenseits des Urals je betreten, auch wenn seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts Teile Sibiriens auf den Karten Gerhard Mercators und Abraham Ortelius’ verzeichnet waren und auch Reisebeschreibungen vorlagen, die aber meist nur auf Hörensagen beruhten. Nowgoroder Kaufleuten war Sibirien spätestens seit der Mitte des 11. Jahrhunderts bekannt, denn von dort erhielten sie die schönen Zobelfelle, die sich so gut verkaufen ließen. Es dauerte aber bis 1582, bis das Moskauer Reich stark genug war, an eine Eroberung dieser Gebiete zu denken. Seit dem Ende des 14. Jahrhunderts begann das mächtige Mongolenreich zerfallen. Die Moskauer Großfürsten eroberten immer neue Teilreiche. Als Iwan IV., der den Beinamen „der Schreckliche“ erhalten hat und als erster Großfürst zum Zaren gekrönt wurde, Mitte des 16. Jahrhunderts nach Kasan und Astrachan vorstieß, war die Wolga zum russischen Strom geworden ...
Von Sibirien nach Göttingen - Georg Thomas von Asch in St. Petersburg: Die Göttinger Universität verdankt ihre herausragende Position innerhalb der deutschen Russlandforschung Ende des 18. Jahrhunderts insbesondere Georg Thomas von Asch: Neben Buch- und Münzsammlungen bereicherte der St. Petersburger Mediziner sie auch mit wertvollen Kulturdokumenten der Völker Sibiriens und Alaskas. "Übrigens ist es anerkennens werth, dass dieser Mann nur für die Academie in Göttingen lebt und dass seine nächsten Verwandten sich über seine Sparsamkeit bey seinem sonst großen Vermögen beschweren“, urteilte der mecklenburgische Kammerherr Gustav Friedrich von Oertzen in einem Brief an Christian Gottlob Heine, den Direktor der Göttinger Universitätsbibliothek und des Academischen Museums, nachdem er 1801 den 72-jährigen russischen Staatsrat Baron Georg Thomas von Asch besucht hatte. Wer war jener edle Stifter, der die Göttinger Universität mit einzigartigen Kulturdokumenten der Völker des Russischen Reiches im 18. Jahrhundert beschenkte? ...
Russland in Sibirien - Chronologie: Ein Überblick über die Geschichte Sibiriens: vom 16. Jahrhundert bis heute ...
Auf der „Hoffnung“ um die Welt - Die Forschungsreisen des Freiherrn von Langsdorff: Mit dem Entschluss, an einer russischen Forschungsreise teilzunehmen, gab Georg Heinrich von Langsdorff seiner Karriere die entscheidende Wendung. Immer wieder lenkte er in der Folge die Aufmerksamkeit auf die Probleme der indigenen Bevölkerung in einer der „entferntesten Ecken der Welt“. Im 18. Jahrhundert hatte der russische Staat zahlreiche Forschungsreisen und Expeditionen in den asiatischen Teilen des Reiches oder den Grenzgebieten zwischen Europa und Asien durchgeführt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts konnte man daher auf ausgezeichnete Erfolge in der Erforschung von Natur, Geographie und der Kultur der indigenen Bevölkerung zurückblicken. Zudem waren viele Seereisen vor allem im Pazifik unternommen worden. Politisch galt es, trotz der napoleonischen Kriege und innenpolitischer Turbulenzen, nicht nur den Status unter den europäischen Mächten zu halten, sondern, den Beispielen der erfolgreichen Weltumsegelungen der Engländer und Franzosen folgend, als emporstrebende Seemacht gleichzuziehen und dabei zugleich neue Forschungsergebnisse vorzulegen. Mit derartigen Weltumsegelungen setzten die russische Regierung, die Admiralität und die St. Petersburger Akademie der Wissenschaften die Praxis des 18. Jahrhunderts fort. Zu den damaligen Expeditionen und Forschungsreisen waren ausländische Gelehrte aus ganz Europa angeworben worden. Die erste Weltumsegelung unter russischer Flagge fand zwischen 1803 und 1806 unter der Leitung des Deutschbalten Adam Johann von Krusenstern statt. An dieser Expedition nahm ein weiterer deutscher Gelehrter teil, der Arzt und Naturforscher Georg Heinrich Freiherr von Langsdorff (1774–1852), den die Russen Grigori Iwanowitsch Langsdorf nennen ...
Die Natur als belebt betrachten - Weltbild der Schamanen Sibiriens: Ein Schamane trägt eine hohe Verantwortung. Als Verkörperung seiner Gruppe reist er in andere Welten und setzt sich dort für deren Schicksal ein. Unterstützt von Hilfsgeistern, versucht er die Signale der Natur zu deuten, um die richtigen Entscheidungen für den Einzelnen wie für die Gruppe zu treffen. Dahinter steht eine besondere Vorstellung vom Leben des Menschen in der Natur. Kulturen haben wohl schon immer Antworten auf jene Fragen gesucht, die letztlich unser Sein bestimmen. Diesen Fragen ist kaum auszuweichen, auch wenn heutzutage viele Menschen meinen, mit Hilfe des naturwissenschaftlichen und technischen Fortschritts die Natur erklären zu können. Verleiht in traditionalen Gesellschaften das „Wissen um die letzten Dinge“ denen, die darüber verfügen, Ansehen und Autorität, so dominiert in modernen Gesellschaften der Glaube an die Beherrschbarkeit der Natur durch technologisches Know-how. So wurde in der Sowjetzeit propagiert, dass die Natur durch den Einsatz von Technik selbst unter den extremen Bedingungen Sibiriens zu bezwingen sei. Die Welt‧bilder der dort lebenden Menschen wurden für obsolet erklärt, deren Repräsentanten – die Schamanen – verfolgt und teilweise getötet, stellten sie doch die ideologische Legitimation der neuen Machthaber in Frage. Bis dahin hatte der Schamanismus unzähligen Generationen Orientierung im Umgang mit der Natur gegeben und ihnen so zum Überleben unter schwierigsten äußeren Bedingungen verholfen. Was machte ihn so erfolgreich? Und was bewirkte, dass er in den Gemeinschaften so stark verankert war, dass die Sowjets ihn nicht durch Überzeugungsarbeit, wie anfänglich beabsichtigt, sondern nur mit Gewalt bekämpfen konnten? ...
Magier, Mittler, Manager - Schamanismus heute: Magier, Mittler, Manager: Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion erlebt der Schamanismus im südlichen Sibirien eine Renaissance. Woran aber können die heutigen Schamanen überhaupt noch anknüpfen? Und wer sind die Adressaten ihrer Künste? Wer sich für Kehlkopfgesang oder für Schamanismus inter-essiert, dem ist die südsibirische Steppenrepublik Tuwa (tuwisch: Tyva) meist ein Begriff: Vor allem für diese Aspekte seiner Kultur ist das an der Nordwestgrenze der Mongolei gelegene kleine Land in den letzten Jahren bekannt geworden. Seit dem Ende der Sowjetunion blühen auch in anderen Teilen der Russischen Föderation wieder Schamanismen auf, besonders gut lässt sich aber in Tuwa beobachten, wie Schamanentum Teil einer nationalen und kulturellen „Wiedergeburt“ wird. Obwohl die Autonome Republik eines der isoliertesten Gebiete innerhalb der Russischen Föderation ist, wurde sie zu einer Drehscheibe für die schillernde Wiederbelebung, Rückerfindung und Neudefinition eines zeitgenössischen Schamanismus. Die Wiederkehr der Schamanen erklärt sich teilweise aus der bewegten Geschichte Tuwas ... - Damals-Verlag und den Artikeln

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