Kaschtanka und andere Kindergeschichten
Ausgewählt und übersetzt von Peter Urban, Mit Zeichnungen von Tatjana Hauptmann, Diogenes Verlag, 160 S., Ln, ISBN 3-257-01107-5, Euro 13.90, sFr 24.90
»Abenddämmerung. Große nasse Schneeflocken wirbeln träge um die eben angezündeten Laternen und legen sich als dünne, weiche Schicht auf Dächer, Pferderücken, Schultern und Mützen. Der Kutscher Iona Potapow ist ganz weiß, wie ein Gespenst. Zusammengekrümmt – mehr kann sich ein menschlicher Körper nicht zusammenkrümmen – kauert er auf dem Kutschbock und regt sich nicht…« So beginnt die Geschichte von einem Kutscher und seinem Pferd. Die Titelgeschichte handelt von der Mischlingshündin Kaschtanka. Sie entdeckt, als sie ihr Herrchen verliert, eine bunte Zirkuswelt. Grischa, ein kleiner, kugelrunder Junge, geht mit der Kinderfrau zum ersten Mal im Leben auf dem Boulevard spazieren. Und als der pensionierte Generalmajor Buldeev Zahnschmerzen hat, suchen alle verzweifelt nach ›Etwas mit Pferd‹. Man hat Cechovs Geschichten eine Enzyklopädie des russischen Lebens im Fin de siècle genannt. Sie sind ein Bilderbogen seiner Zeit. Er hat sie alle beobachtet: die Bürger, die Beamten, die Adligen – aber eben auch die Tiere, Wundertäter, und nicht zuletzt die Kinder. Der vorliegende Band versammelt Geschichten für Kinder und alle, deren Phantasie jung und lebendig geblieben ist.
Aus Gisela Rellers Rezension: "Man sollte nicht für Kinder schreiben", hat Anton Tschechow einmal gesagt, "sondern es fertigbringen, auszuwählen aus dem, was bereits für die Erwachsenen geschrieben ist, es fertigbringen, die Arznei auszuwählen und zu dosieren - das ist zweckmäßiger und direkter, als sich für einen Patienten irgend eine besondere Arznei auszudenken, nur weil er ein Kind ist." ... Für welche Altersgruppe ist dieses Buch eigentlich gedacht? Für Zehnjährige? Auch finde ich den Untertitel "und andere Kindergeschichten" nicht korrekt, da die Geschichten von Tschechow als solche nicht geschrieben sind, sondern von Urban (wenn auch zum größten Teil zu Recht) dazu gemacht wurden. - Vollständige Rezension von Gisela Reller
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