In Irkutsk sind nach dem Ende der Sowjetunion einige Initiativen entstanden, die sich erfolgreich um den Aufbau der Waldorfpädagogik und der anthroposophischen Heilpädagogik bemühen. Die heilpädagogische Schule „Baikalskij Talisman“ – eine Schule für behinderte Kinder – ist eine dieser Initiativen.
Tatjana Kokina, Mutter eines behinderten Sohnes, Mitbegründerin von Talisman erzählt:
„Zu Beginn der neunziger Jahre erfuhren wir durch Kontakte mit Pädagogen aus Finnland von der Waldorfpädagogik und einer Heilpädagogik für Kinder mit geistiger Behinderung. Ich erfuhr, wie man mit diesen Kindern arbeiten kann, dass jedes Kind ein Recht auf Bildung besitzt, unabhängig von seinen Fähigkeiten, und dass wir diese Kinder wirklich fördern können. Für uns war dies eine Entdeckung. Ein Leitstern!“
Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die vier Gründerinnen im Bemühen, zu Sowjetzeiten eine Anerkennung, Beschulung und Förderung für ihre behinderten Kinder zu finden, eine wahre Odyssee hinter sich bringen müssen. Entsprechend dem sowjetischen Weltbild gab es eine „Defektologie“, eine Lehre, nach der ein behinderter Mensch als defekt erklärt wurde: „Eine Förderung lohnt nicht.“ Der nicht bildbare und somit nicht verwendbare behinderte Mensch stand der Entwicklung der Sowjetunion im Wege. Ohne Recht auf Schule wurde ein behindertes Kind von den Eltern zu Hause versorgt, oftmals vor den Augen der Öffentlichkeit versteckt oder in Heimen untergebracht. Die Verhältnisse, unter denen die behinderten Kinder dort versorgt wurden, waren grausam und menschenunwürdig.
Aber nicht alle Eltern konnten sich mit dieser Situation abfinden. Sie wussten, dass auch ihr Kind lernfähig ist und trugen immer die Sehnsucht in sich, für ihr Kind etwas Besseres zu finden ... Und so ging es nach den Anfängen 1991 mal langsam, mal schnell, mal leicht, mal gegen Widerstände, aber immer irgendwie vorwärts! …“ - Aus einer PDF-Broschüre 2001
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