Sonntag, 15. November 2009

Texte und Fotos, die anregen zum Schmunzeln und Nachdenken

Doris und Björn Stommel
Ein Lächeln vielleicht
ISBN-Nr.3-00-013569-3, 9,90 €
Das Buch ist erhältlich im Buchhandel oder direkt bei: Doris und Björn Stommel (die sehr empfehlenswerten Webseiten "Literatur-Rolf" mit weiteren Buchhinweisen), Mittelsaurenbach 3, 53809 Ruppichteroth. Blog zu den Webseiten
„Ein Leben mit Behinderung“ und „Allerlei aus dem Leben“ mit heiter-besinnlichen Texten, die anregen zum Schmunzeln und Nachdenken, mit dazugehörigen Farbfotos. Dieses Buch sagt: „Danke“, allen Menschen, die mit Herz und Einsatz das Leben eines behinderten Menschen bereichern.
Björn ist ein Drilling. Seine beiden Geschwister starben nach der Geburt, die zehn Wochen zu früh begann. Björn bekam zu wenig Sauerstoff. Dennoch ist es mehr als ein Lächeln vielleicht, es ist ein Lachen, es ist ein Strahlen, das von Björn ausgeht. Er sitzt im Rollstuhl, kann sich kaum bewegen und liebt das Leben. „Ich finde das ganze Leben lustig“, sagt er. Und obwohl sein ganzes, manchmal mehr, manchmal weniger lustiges Leben nicht in ein einziges Buch passt, so hat er doch, gemeinsam mit seiner Mutter ein paar Dinge aufgeschrieben. Das Buch ist keine Leidensgeschichte. Björn hat es geschafft, mit seiner Idee „1 Euro für die Lebenshilfe“ den lang ersehnten Computer für Lernsoftware an den Förderbereich der Lebenshilfe-Werkstatt in Much zu spenden. Eine wichtige Erfahrung für einen schwer behinderten Menschen:
„Ich kann selbst etwas tun und bewirken“. Seine Mutter hat in das Buch Gedichte und kleine Erzählungen einfließen lassen, die Einblick in ihr Leben und in das Zusammenleben mit ihrem behinderten Sohn geben, sowie Texte von ganz alltäglichen Dingen. (Aus einer Pressemitteilung)

Unsere Anliegen:

Donnerstag, 5. November 2009

Märchen von Moskau bis Wladiwostok

Tim Mücke (Hg.)
Blaue Karawane. Band 1
Verlag Hans Schiler, geb, 80 S., ISBN 3-89930-022-x, 14.90 €
Unermüdlich rattert die Transsibirische Eisenbahn durch die russische Weite von Moskau nach Wladiwostok. Zwischen dampfendem Tee und vorbeiziehenden Birkenhainen verkürzt die Märchenerzählerin den Passagieren die Tage, indem sie sie ins Reich der Prinzen, Hutzelweiblein und Schamanen entführt ...
Auszug aus der TaZ, November 2007: " ... 1984 bin ich dann zum ersten Mal nach Sibirien gefahren, mit Intourist und sieben Freunden. Wir sagten, wir sind interessiert an Volksliteratur, Märchen und Mythen der sibirischen Völker. Von Schamanen haben wir natürlich nichts gesagt, die wurden ja verfolgt von den Sowjets. Also wurden wir sehr unterstützt, bekamen einen guten Preis und sogar einen Dolmetscher. Drei Wochen waren wir unterwegs. In der Transsibirischen Eisenbahn habe ich abends immer die Märchen der Gegenden erzählt, durch die wir fuhren. Die Samowarfrau brachte Tee und setzte sich zu uns, obwohl das verboten war. Und ich habe erzählt an den Orten, die wir besucht haben. Später habe ich noch viele solcher Reisen gemacht, immer mit einer kleinen Gruppe märchenbegeisterter und kulturhistorisch interessierter Menschen: von Moskau an den Amur; entlang der Seidenstraße; nach Mesopotamien, ins heutige Syrien, den Irak - grade noch rechtzeitig vor dem Irakkrieg. Ich nannte diese Reisen 'Blaue Karawane', so heißen deshalb auch die Bücher. Unsere Kamele trugen sozusagen unseren Vorrat an Märchen, die ich unterwegs erzählt habe, immer an den Orten, mit denen sie verbunden sind. 2005 waren wir dann noch im Jemen ... " Zum TaZ-Artikel

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Russisches Märchen (Сказка)

<= Zum russischen Märchenbuch

Wer ist am Stärksten?
Einmal im Winter trat ein Kalb aufs Eis, glitt aus und stürzte. Das sah unser Kind (hier folgt der Name des Kindes, dem man das Märchen erzählt) und fragte: "Liebes Kälbchen, bist du sehr stark oder nicht?" - "Wäre ich stark, mein Kind, wie könnte mich dann das Eis umwerfen?" entgegnete das Kalb.
Das Kind fragte das Eis: "Liebes Eis, bist du stärker als sonst jemand?" - "Wäre ich wirklich stark, mein Kind, wie könnte mich dann die Sonne zum Schmelzen bringen?" entgegnete daraufhin das Eis.
Das Kind wandte sich an die Sonne: "Sonne, liebe Sonne, bist du stärker als alle?" - "Wäre ich stärker als alle, wie könnte mich dann die Wolke verdecken?"
Das Kind wandte sich an die Wolke: "Liebe Wolke, bist du stärker als alle?" - "Wäre ich stärker als alle, wie könnte ich dann in kleine Regentropfen zersprühen?"
Das Kind wandte sich an den Regen: "Lieber Regen, bist du stärker als alle?" - "Wäre ich stärker als alle, wie könnte mich dann die Erde aufsaugen?"
Das Kind wandte sich an die Erde: "Liebe Erde, dann bist du also stärker als alle?" - "Wäre ich stärker als alle, wie könnte dann Gras aus mir sprießen?"
Das Kind wandte sich ans Gras: "Liebes Gras, bist du stärker als alle?" - "Wäre ich stärker als alle, wie könnten mich dann die Schafe fressen?"
Das Kind wandte sich an die Schafe: "Liebe Schafe, seid ihr stärker als alle?" - "Wären wir stärker als alle, wie könnte uns dann der Schäfer treiben?"
Das Kind wandte sich an den Schäfer: "Lieber Schäfer, bist du stärker als alle?" - "Wäre ich stärker als alle, wie könnte dann die Maus die Riemen an meinen Tscharyki (Schuhen) durchknabbern?"
Das Kind wandte sich an die Maus: "Liebes Mäuslein, dann bist du also am stärksten?" - "Wäre ich stärker als alle, wie könnte mich dann die Katze fressen?"
Das Kind wandte sich an die Katze: "Liebe Katze, bist du stärker als alle?" - "Ja!" gab die Katze stolz zur Antwort. "Ich bin stärker als alle! Ich bin stark. Ich bin sehr stark. Meine Zähne sind scharf wie die Zinken eines Metallkamms. Aus dieser Tür geh ich hinaus, durch diese trete ich ein. Ich schlecke die süße Sahne und putze mir den Bart. Miau!" Viele Märchen, auch aus Osteuropa und Rußland

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Donnerstag, 29. Oktober 2009

Aus der russischen Geschichte: Die Dekabristen

Wer war diese Frau?
In dem folgenden Buch erfahren Sie es:

"Unsere wahre Lebensaufgabe stellte sich erst nach unserer Ankunft in Sibirien, wo wir dazu aufgerufen sind, in Wort und Tat jener Sache zu dienen, für die wir uns aufgeopfert haben." Dekabrist Lunin


Vincey
Die Dekabristen von A-Z - Vincey's Dekabristenlexikon
Namentliches Verzeichnis jenes Personenkreises, der im Umfeld des Aufstandes vom 14. Dezember 1825 unter den Folgen/an der Verurteilung litt/beteiligt war
epubli 2009, Hardcover, 604 S., Altersempfehlung: ab 12 Jahren, ISBN: 978-3-86931-206-4, 64,80 €
Für all jene, die der russischen Sprache nicht mächtig sind, sich aber für die Ursprünge der Revolutionsgeschichte in Russland interessieren und mehr zu einem Thema wissen wollen, das ich als ein Schlüsselthema der russischen Literatur- und Geistesgeschichte verstehe, habe ich mich der Mühe unterzogen, das sog. Borowkow-Alphabet in Teilen zu übersetzen und so zu ergänzen, wie es meiner Meinung nach notwendig ist, um einen gültigen Einblick in eine Zeit zu gewinnen, die man als demokratischen Aufbruch Europas zu Beginn des 19. Jahrhunderts verstehen muss. Auch jeder, der Sibirien besucht, ist gut beraten, vorher einen Blick in dieses Buch zu werfen; und wer verstehen möchte, wie es u.a. zu den literarischen Schöpfungen eines Puschkin, Dostojewskij oder Lew Tolstoi ("Krieg und Frieden") kam, kommt daran überhaupt nicht vorbei.
" ... Was gehen uns in Deutschland die Dekabristen an? Mit denen haben wir doch nichts am Hut, könnte man meinen. Außerdem: das ist schon sooo lange her... Was scheren uns die Knackis von 1826, was geht uns Sibirien oder der Kaukasus an. Feodossia? Nie gehört. Wo liegt das eigentlich?
Wer so denkt, kann sich von dieser Seite gleich wieder verabschieden. Ich habe sie ins Netz gestellt, um all denen Anhaltspunkte, Anregung und Informationen zu geben, die sich mit lebendigem Geist die Frage stellen: "Welchen Sinn hat mein Leben noch, wenn ich satt bin?" Der Sinn könnte u.a. darin bestehen, einmal länger darüber nachzudenken, welche Lebensvorstellungen Menschen in früheren Zeiten hatten, Menschen, die bewusst gelitten haben, damit andere Menschen durch ihr Beispiel geläutert werden und denen, die hungern (auch nach Liebe und Anerkennung!) das geben, wonach sie sich verzehren: saubere Kleidung (Gesundheit), Achtung (Förderung der Persönlichkeit) und jeden Tag genug zu essen. Boris Pasternak hat einmal geschrieben: "Wir alle sind nur in dem Maße Menschen geworden, in dem wir die Menschen liebten oder Gelegenheit hatten, sie zu lieben." Diesen Satz sollte jeder vor dem Aufstehen täglich formulieren und darüber nachdenken, bevor er an sein Werk geht ... " Vincey auf seinen Webseiten

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Sonntag, 18. Oktober 2009

Nastja Semjonowa berichtet aus der Dorfgemeinschaft "Istok"

Guten Tag,

ich heiße Nastja. In der Dorf- und Lebensgemeinschaft "Pribajkalsky Istok" arbeite ich seit zwei Jahren. Im vergangenen Jahr gab es für mich sehr viele wichtige Ereignisse.
Am 9. September 2008 wurde mein Sohn Wadim geboren, er ist jetzt schon 11 Monate alt. Alle in Istok haben Wadim gern.
In diesem Jahr fing ich an, die Wirtschaft der Farm zu leiten. Ich sorge für 15 Ferkel und 13 Hühner. Bald bekommen wir Küken, außerdem haben wir 5 Kühe. Ein weiterer Aufgabenbereich liegt in der Milchverarbeitung - ich habe gelernt, Quark und saure Sahne zu machen.
Sehr wichtig war für mich die Teilnahme am Seminar mit (dem Schweizer Sozialtherapeuten) Hans Gammeter. Was ich bei dem Seminar gelernt habe, werde ich lebenslang verwenden können. Nach solchen Seminaren erwirbt man das geistige Gleichgewicht und die Ruhe. Man will gedanklich verarbeiten, was in uns und um uns geschieht.
Auch, dass ein neues Haus in Istok gebaut wird, ist mir sehr wichtig. Mir haben die Bauarbeiter sehr gefallen. Es sind sehr interessante Menschen aus der Siedlung Ladoga. Der Kontakt mit ihnen ließ mir bewusst werden, dass es in unserem Leben sehr viele interessante Sachen gibt, die wir in unserem alltäglichen Leben einfach nicht bemerken.
Aus Deutschland kamen Frida und Nikolaj als freiwillige Helfer zu uns. Ihre Hilfe, ihr Interesse für den Osten, war uns sehr wichtig und wurde von allen sehr geschätzt. Kommt bitte noch einmal zu uns!
Eine unglaubliche Hilfe war für uns das Sommerlager (Workcamp). Die Kontakte die dabei entstanden, die Freundschaften, die neuen Erfahrungen, haben die Mitarbeiter und Betreuten von Istok sehr bereichert. Wir möchten allen denen danken, die an dem Projekt teilgenommen haben.
Einigen Jugendlichen, die in Istok gelebt und gearbeitet haben, ist es gelungen, wieder in der normalen Gesellschaft Fuß zu fassen, dort zu arbeiten und eine Familie zu gründen. Dass so etwas möglich ist, ist für uns alle etwas ganz Besonderes.
Hier lebend, habe ich verstanden, dass wenn man auch hundert Jahre leben würde, soll man auch hundert Jahre lernen, und das alles gilt für unser Istok!!

Unsere Anliegen:

Befreundete Initiative in Pskow

Klaus Eberl (Vorsitzender)
Behinderung ist kein Defizit,
sondern fordert Solidarität heraus

Menschenbilder: Ein Sportler steht auf dem Siegertreppchen. Eine schöne Frau präsentiert die neueste Mode auf dem Laufsteg. Wissenschaftler präsentieren eine Erfindung. Künstler faszinieren Millionen. - Bilder von Siegern fallen uns ein, wenn wir über Menschenbilder nachdenken.
Krankheit und Behinderungen, Niederlagen und Fehler, Schwachheit und Hilfsbedürftigkeit kommen in diesen Bildern selten vor. Meist wird der Sinn des Lebens an der Leistungsfähigkeit gemessen, an Schönheit und Intelligenz, bisweilen auch an der Fähigkeit, anderen zu helfen. Schnell werden die, die nicht der Norm entsprechen, abgewertet, als Ballast empfunden. Es gibt ein Menschenbild, das Behinderung als Störfall, als Belastung der Gesellschaft ansieht. Das hat in der Geschichte zu Ausgrenzung und Isolation, im Extremfall zu Beseitigung und Mord geführt.
Als wir in Pskow 1993 das Heilpädagogische Zentrum gründeten, hatten wir ein ganz anderes Menschenbild vor Augen: Wir wollten einen Raum schaffen, in dem Kinder mit Behinderungen Freude und Gemeinschaft erfahren. Sie lernen nach ihren jeweiligen Fähigkeiten und Bedürfnissen, sich selbst zu versorgen und sich im Alltag zu orientieren. Ein fröhlicher Ort. Es wird gesungen, gespielt und gefeiert. Überall ist zu spüren, dass die Mitarbeiter die Kinder lieben wie sie sind. Integration ist das Ziel. Dafür kann eine Sondereinrichtung nur die Voraussetzungen schaffen. Die Kinder kaufen auf dem Markt ein, besuchen Schwimmbäder und Sommercamps. Sie lernen schließlich: Wir sind wertgeschätzt ...

Unsere Anliegen:

Montag, 12. Oktober 2009

Unsere Dörfler berichten

Große Liebe

Bewohner unserer Dorfgemeinschaft "Istok" berichten

Igor B.: Ich kam im Herbst in die Dorfgemeinschaft. Das Dorf gefällt mir. Ich arbeite auf der Farm, melke die Kühe und sorge für Ordnung. Dann gehe ich in die Werkstatt, um zu arbeiten. Dort mache ich hölzerne Pferdchen. Ich habe auch einen Turm aus Schnee gemacht. Bei unserem Weihnachtsspiel stellte ich den Weihnachtsmann dar und hatte ein schönes Kostüm. Im nächsten Jahr möchte ich in der Holzwerkstatt arbeiten und wünsche mir, dass Natascha, Nina und Peter kommen. Zu Neujahr wünsche ich mir einen schönen Tannenbaum.

Lena P.: Früher arbeitete ich in der Handarbeitswerkstatt, und jetzt in der Holzwerkstatt. Ich mache Löffel, Spatel und Bretter. Im Sommer arbeitete ich mit Tamara Semenowna auf dem Gelände. Wir reinigten das Territorium und machten Ordnung. Außerdem arbeitete ich im Gemüsegarten, habe die Beete gejätet und Kartoffeln geerntet. Das Sommerlager fand statt, wir organisierten die Gestaltung der Feiertage und spielten Fußball. Wir fuhren zu Ausstellungen und Messen. Zu den Geburtstagsfeiern besuchten wir Semejnaja Usadba (eine weitere Behindertengemeinschaft). Für mein Zimmer wünsche ich mir eine Mitbewohnerin. Außerdem wünsche ich mir, dass Miriam und Aurelia (2 junge Praktikantinnen aus D und CH) noch einmal kommen und lange mit uns leben.

Pascha S.: Wir hatten ein gutes Jahr in Istok. Im Sommer half ich, die Kühe auf die Weide zu bringen, auch im Gemüsegarten, begoss die Pflanzen im Treibhaus und arbeitete an dem Komposthaufen. Jetzt arbeite ich vormittags auf der Farm und später in den Werkstätten. Tätig war ich auch beim Entfernen des Schnees und beim Einholen des Brennholzes. In diesem Jahr war das Sommerlager ein großes Ereignis. Ich habe die Jugendlichen aus der Abteilung der deutschen Pfadfinder Artaban kennen gelernt und war bei ihnen im Zelt zu Besuch. Beim Weihnachtsspiel spielte ich den Magier. Ich wünsche mir, dass 2009 der Frieden in der Familie ist, dass der Traktor nicht kaputt geht, dass die Straße repariert wird und dass der Brandschutzstreifen fertig gestellt wird, damit wir uns nicht mehr vor den Bränden fürchten müssen.



Unsere Anliegen:

Ein Plädoyer für die Anerkennung "behinderter" Menschen in Rußland

Bericht von Tamara Semjonova
aus der Dorfgemeinschaft "Istok"

Nun lebe ich schon seit zwei Jahren in Istok. In dieser Zeit konnte ich viel Neues erlernen. Ich konnte mich für die Werkstattarbeit weiterbilden. Bei dieser Weiterbildung erlernte ich das Weben und verschiedene Techniken für das Verarbeiten von Schafwolle. Ein Holzschnitzer von der Kunstschule in Irkutsk hat uns in die künstlerische Arbeit mit Holz eingeführt.

Ich selbst unterrichtete neben den Bewohnern von Istok auch die behinderten Menschen aus den umliegenden Dörfern in handwerklichen Tätigkeiten. Es ist traurig, dass diese Menschen bis heute (in Russland) als unfähig zum Lernen erklärt werden und deshalb keine Ausbildung und Schulung erhalten. So fallen sie aus dem gesellschaftlichen Leben heraus und sind isoliert.

Meine Arbeit in den Werkstätten gibt mir Befriedigung. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass möglichst viele Menschen von der handwerklichen Ausbildung in den Werkstätten profitieren und dadurch an unserem Gesellschaftsleben teilhaben können. Viel konnte ich von (dem Schweizer Heilpädagogen und Sozialtherapeuten) Hans Gammeters Seminar lernen. Ich hatte Fragen zur individuellen Begleitung der von uns betreuten Menschen und Hans gab mir viele praktische Ratschläge aus seiner langjährigen Erfahrung als Werkstattleiter. Das Lernen, sowie die Menschen in Istok geben mir eine große Befriedigung und ich bin dankbar, dass mich mein Schicksal zur Lebensgemeinschaft Istok geführt hat.

Unsere Anliegen:

Die 2. Klasse der Talisman-Schule

Marina Stepanowna Romanowa
Die zweite Klasse im Schuljahr 2008-2009

Im Schuljahr 2008-2009 lernten in der zweiten Klasse vier Jungen: zwei Paschas, Serjoscha, Sachar und ein Mädchen: Dascha. Unsere Klasse beschäftigte sich täglich mit musikalisch-rhythmischen Sprechübungen, mit Gedichten, Liedern, neuen Bewegungen und Übungen mit Bällen. Im Laufe des Jahres lernten wir neue Buchstaben und das Abschreiben einfacher Worte und Texte von der Tafel, was einigen Schülern schon selbständig gelang. Beim Rechnen schritten wir weiter: wir lernten die Zahlen bis 20 und das Addieren der Zahlen bis 10.

Im Laufe des ganzen Jahres konnten die Kinder in die Welt der Fabeln, der Heiligenlegenden und einiger lehrreicher Märchen der Völker eintauchen. Zum Laternentag spielten die Kinder der zweiten Klasse ein kleines musikalisch-rhythmisches Märchen, in dem sie Zwerge sein durften.

Ein Schultag erschöpfte die kleinen Kinder sehr schnell, so dass es oft nicht möglich war, sie bei den Festen, die meist am Nachmittag gefeiert wurden, teilnehmen zu lassen. Aus dem gleichen Grunde konnte sie auch nicht beim Ferien Sommerlager der Talismanschule dabei sein.

Es war ein interessantes, aber auch schwieriges Schuljahr - ohne Probleme ging es nicht, aber das gemeinsame Bemühen half über so manche Hürde hinweg. Was die Kinder im Laufe des Schuljahres geschaffen hatten – Bastel- und Handarbeiten, ihre Schulhefte, Gemaltes, Formenzeichnungen – durften sie am letzten Schultag mit nach Hause nehmen.

Die Klassenlehrerin der zweiten Klasse
Marina Stepanowna Romanowa

Unsere Anliegen:

Sonntag, 27. September 2009

Unser neues Buch ist erschienen!

Peter Marti (Hrsg.)
Beryosa – Die Birke. Weshalb ausgerechnet Sibirien?
Über 50 farbige Abbildungen, Informationslücke-Verlag 2009,Brosch., 80 S., ISBN-10: 3952346136, ISBN-13: 978-3952346136, EUR 13,90 (D), sfr 19,80

Peter Marti begleitet die heilpädagogische Schule Talisman und die sozialtherapeutische Dorfgemeinschaft Istok in bzw. bei Irkustk seit vielen Jahren:
„Was hat ein Baum mit dieser Arbeit in Sibirien zu tun? Wenn es um Aktivitäten in Sibirien geht, kann es kein besseres Bild dafür geben, als es die Birke - auf Russisch Biriosa - ist. Der Baum als Kraftspender. Die Birke hat etwas Erfrischendes. Nirgends habe ich die Birke so rein angetroffen wie in Sibirien. Im Wald, in der Gemeinschaft. Die hohe, schlanke Erscheinung mit den feinen Verästelungen. Das reine Weiß der Rinde mit den Tupfern. Über den Wipfeln - je nach Licht, ja was ist es? Nicht einfach zu beschreiben. Ist es vielleicht eine Farbaura? Die Birke passt eigentlich hervorragend zu unserer Arbeit. Sie ist der Inbegriff, Neues in Angriff zu nehmen.“

Weshalb ausgerechnet Sibirien?
Peter Marti begleitet die heilpädagogische Schule Talisman und die sozialtherapeutische Dorfgemeinschaft Istok in bzw. bei Irkutsk seit vielen Jahren. Mit seinem Bericht gibt er einen persönlichen Einblick in die Entstehung dieser Zusammenarbeit zwischen Ost und West und der Entwicklung der Arbeit im fernen Sibirien. Zugleich bildet dieser Bericht den Rahmen für das Büchlein‚ Beryosa – Birke. Warum ausgerechnet Sibirien?’ Warum ausgerechnet Irkutsk?

Mehr als 330 Jahre liegt die Stadt Irkutsk am Südufer des Baikalsees, und bis heute hören die Leute, die in Irkutsk wohnen, nicht auf, die günstige Lage von Irkutsk zu bewundern. Die Stadt ist durch die Angara in zwei Abschnitte geteilt. Die Angara ist der einzige Fluss, der dem Baikalsee entspringt, in welchen mehr als 300 große, kleine und kleinere Gebirgsflüsse münden.
Nicht weit von dem Baikalsee, die Angara stromabwärts, hatte ein Kosakentrupp unter der Führung von Jakow Pochabow im Jahre 1661 eine Holzfestung – Irkutsker Ostrog – gegründet. Das war zu jener Zeit, als die Russen in die Weiten Sibiriens vordrangen. Die Menschen kamen auf der Suche nach legendären Reichtümern in diese Gegenden. Gegen Ende des 17 Jahrhunderts zählte Irkutsk etwa 1000 Einwohner – Kosaken, Kaufsleute, Bauern, Soldaten, Amtschreiber und die Menschen, die für immer nach Sibirien verbannt wurden.
In den letzten drei Jahrhunderten erlebte die Stadt Aufstände, Revolutionen, Erdbeben und Feuer, was allmählich das Gesicht der Stadt veränderte. Aber bisher behielt Irkutsk seine Eigentümlichkeit. Die schneeweiße Erlöser-Kirche und die Kathedrale zu Christi Erscheinen sowie mannigfaltige hölzerne Häuser blieben erhalten, und sie wurden zu historischen Denkmälern.
Schon in der Zeit der Sowjetmacht war Irkutsk ein bedeutendes Verwaltungszentrum, die Hauptstadt eines Gouvernements, eine Stadt des Aluminiums, der Holzverarbeitenden und chemischen Industrie. Die Gefängnisse für die Revolutionäre und Verbrecher verwandelten sich in stalinistische „Zonen“ für „unzuverlässige Andersdenkende“ und "Volksverräter".
Der Irkutsker Schriftsteller Valentin Rasputin schreibt über seine Stadt Irkutsk folgendes: „So steht heute Irkutsk, gereift durch die Geschichte und das Leben, besonnen und weise, es ist sich seines Wertes bewusst, ist berühmt für seine alten und neuen Errungenschaften, ist bescheiden, seit Alters gebildet und gastfreundlich.“ ...

... Aufbauarbeit
Unsere Werklehrerin heisst Natalja Kulakowa und ist ausgebildete Tierärztin. Sie war in einem sibirischen Dorf bei Usolje Sibirskoje tätig und hat ihre Arbeit als Veterinärin sehr geliebt. Wowa, ihr Sohn, kam zur Welt, behindert. Wowa hat das Leben seiner Mutter verändert. Später hörte Natalja von „Talisman“ und sie kam nach Irkutsk. Erste Gespräche mit Pädagogen von Talisman fanden statt. Natalja Kulakowa entschied sich für Talisman, das heißt vor allem für die Förderung von Wowa. Natalja ist heute eine der tragenden Kräfte der Schule. Ihren Beruf als Veterinärin übt sie weiter aus. Unsere sozialtherapeutische Dorfgemeinschaft Istok schätzt das sehr. Der Tierbestand im Dorf nimmt stetig zu.
Um die Schulräumlichkeiten zu erweitern, konnte im angrenzenden Mehrfamilienhaus eine Wohnung erworben werden. Hier wurde die Schulküche eingerichtet, zwei gediegene weitere Schulzimmer und ein Aufenthaltsraum entstanden.
Das Erscheinungsbild der Schule schien uns wichtig. Die Umgebung der Schule wurde zu einem erfreulichen Blickfang im doch eher heruntergekommenen Irkutsker Stadtteil Marata umgestaltet. Aber auch der innere Zustand, die Qualität der Heilpädagogik, hatte eine hohe Priorität. Engagierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kamen zu Talisman. Aus- und Weiterbildung wurde unterstützt. Besuche vom Seminar „Zentrum Maria“ für Heilpädagogik wurden ermöglicht, interne Seminare wurden abgehalten. Auch Einblicknahme und Lernen im Westen wurden gefördert ...

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Samstag, 26. September 2009

Auf geht's - zur Wiesn

Oktoberfest in -
nein, hier nicht in München, sondern in Irkutsk!

... auch in vielen andere Städten gibt es gute und auch weniger gute Kopien des Oktoberfests. Hauptsache deutsches Bier, viel Fleisch und Blasmusik. Und tatsächlich auch im fernen Sibirien, in einer Stadt namens Irkutsk dröhnen die Tubas, wird Paulaner Bier ausgeschenkt, triefen die Haxen und wird der Kater am nächsten Morgen ähnlich gross sein wie in München. Es herrscht Oktoberfest in Irkutsk! ... Bier, Wurst und Lederhosen - im Sibirien-Blog

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Samstag, 19. September 2009

Ein AdventPodcast für soziale Zwecke

AdventPodcast 2009 - Natürlich mit Beryosa!
Um was geht es? 24 Tage Vor Weihnachten, also genau zur Adventszeit, wird, wie auch schon letztes Jahr, wieder ein Podcast-Projekt für wohltätige Zwecke stattfinden. An jedem Advents-Tag soll ein Audio-File zur freien Verfügung gestellt werden, wobei am selbigen eine Non-Profit-Organisation vorgestellt wird. Jeder, der Spaß daran hat sich ehrenamtlich zu engagieren, kann sich daran beteiligen. Eigentlich braucht es dafür sogar einige tatkräftige Hände, denn ohne die Beteiligung der Sprecher, Musiker, Moderatoren, Autoren und auch alle anderen, die über das Projekt berichten können und wollen, wäre ein Erfolg aussichtslos!

Extrem wichtig ist dabei die Transparenz des Non-Profit Projektes bzw. der Organisation. D.h., dass die Verantwortlichen idealerweise entweder selbst im Netz präsent und direkt ansprechbar sind (z.B. XING, LinkedIn, Twitter oder ein eigenes Blog) oder direkten Kontakt zu mir oder demjenigen Steht, der dieses Audiofile produziert. Dies soll ausschließen, dass potentielle Spender dadurch abgeschreckt werden, da sie nicht wissen, wohin das Geld ggf. fließt, bzw. sich genau erkundigen können, wieviel von dem Geld auch dort ankommt. Und natürlich wäre ein regelmäßiger Kontakt, auch nach der Adventszeit, unter den Projektmitgliedern, Spendern und Organiationen wünschenswert.

Warum das alles? - Der Wettbewerb unter den Non-Profit Organisationen ist groß. Und während die Größten viel Geld für Werbung und Verwaltung ausgeben können, bleibt den kleineren oft nur zu hoffen, nächstes Jahr noch zu erleben. Dieses Projekt soll zeigen, das Spendensammlung auch ohne großes Budget möglich ist: Mit Social Media und Social Networking. Sollte dem Zuhörer das kleine Werk nur einen einzigen Euro wert sein, so können wir für jede Organisation wahrscheinlich schon ein paar Hundert zusammen bekommen. Und das PRO Tag.



Unsere Anliegen:

Ein Schweizer als Dozent in Irkutsk

"Balkonblick" aus "Sibirischer Blog"

"Ich hause im sogenannten «Wohnheim für Angestellte» der Linguistischen Universität. Die Unterkunft, die rund 25 Minuten mit dem Bus von der Uni entfernt liegt, ist prinzipiell ganz OK und es lässt sich hier durchaus vernünftig leben. Ich habe ein Einzelzimmer und teile das Bad und die Küche zusammen mit drei weiteren Personen. Die sanitären Anlagen sind etwas in die Jahre gekommen und leicht schimmlig, solange das Wasser aber (heiss) fliesst, die Dusche einigermassen funktioniert und der Herd heizt ist alles im grünen Bereich. Sogar einen Balkon gibts (im Winter bei –20 Grad sehr gemütlich) und ein kleines TV-Gerät mit rund 12 russischen Kanälen darf auch nicht fehlen. In der ganzen Gegend an der Baikalskaya besitzen mehrere Unis diverse Häuser die als Wohnheime benützt werden. Es wimmelt daher in der Gegend von Studenten und Studentinnen ..." aus: Sibirischer Blog

Unsere Anliegen:

Sonntag, 5. Juli 2009

Jostein Sæther: Einstimmen aufs Karma - Impressionen aus Russland

Jostein Sæther
Impressionen aus Russland

„Ihr Lichtes-Geister
lasset vom Osten befeuern,
was durch den Westen sich formet“

Dieser Sentenz im Titel, entnommen der Grundsteinmeditation von Rudolf Steiner, kommt mir in den Sinn, wenn ich versuche, die Eindrücke während meiner ersten Russlandreise zu formulieren. Vorher dachte ich, dass Russland ein Teil von Europa sei, was er teilweise wahrlich auch geographisch ist. Dennoch sprachen meine neuen russischen Freunde in Moskau andauernd von Europa als etwas auswärts und vom Westen, wenn ich von Begebenheiten in Skandinavien, Deutschland und Mitteleuropa referierte, und wenn es um ihre Perspektive ging. Wenn ich nun bauend nur auf meinen Sinnes- und Seelenseindrücken eine Charakteristik versuche, sind sie so eigen und anders gegenüber allem, was ich vorher kannte, dass ich zum Teil nur berichten kann wie von etwas „Fremdem“. Dieses Wort nehme ich sehr ungern in Gebrauch. Es war für mich quasi ein Fremdwort bis ich 1998 nach Deutschland auszog und dann in fast jedem Dorf Schilder mit dem Text „Fremdenzimmer“ sah.

Meine Vorkenntnisse über Russland
Die Kenntnisse von Russland, von russischer Kultur und Geschichte, die ich bereits hatte, war nie gering. In den 1960er Jahren war ich einen leidenschaftlichen Ausübender und Kenner der Eisschnelllaufsport, und ich verpasste keine internationalen Meisterschaften durch Rundfunk und Fernseher, sondern schrieb während vieler Jahre alle Resultate in meinen Zeitlisten auf. Ich hatte große Sympathien z. B. für Ants Antson, den ehemaligen estnischen Eisschnellläufer, der bei den Olympischen Winterspielen 1964 in Innsbruck für die damalige Sowjetunion die Goldmedaille über 1.500 m gewann. In demselben Jahr wurde er auch Mehrkampf-Europameister.

Alle Filme der sowjetischer Filmregisseur Andrei Tarkowski sah ich mit Vorliebe - einige davon, z. B. Solaris, Stalker und Opfer sogar mehrmals - und im Letztgenannten, der teils in Stockholm 1985 gedreht wurde, spielte ich sogar als Statist mit. Ich sah mit eigenen Augen den weltbekannten Filmemacher oben auf der Drehbühne, wie er mehrmals genau angab die Szene mit den etwa 400 Mitspielern. Während dieser Jahre las ich sein Buch Die versiegelte Zeit. Gedanken zur Kunst, zur Ästhetik und Poetik des Films, das mich dazu bewegte, ein Kurs zum Thema Drehbuchschreiben zu absolvieren. Mein damaliger Wunsch, ein Bühnenbild- und Regiestudium anzutreten, konnte aber nicht verwirklicht, da ich keinen Platz an der Hochschule Dramatiska Institutet in Stockholm bekam.

Viele russischen Autoren wie Tschingis Ajtmatow, Andrej Belyj, Andrej Sacharow und Alexander Solschenizyn und Dichter wie Alexander Blok und Ossip Mandelstam habe ich mit Fleiß gelesen, und ich schätze die Kunst vieler russischer Maler wie Marc Chagall, Alexej von Jawlensky, Wassily Kandinsky, Kasimir Malewitsch, Ilja Repin, Nicholas Roerich und Marianne von Werefkin. Während meiner nicht zu Ende gebrachte Geschichtsstudium Mitte der 1990er Jahre beschäftigte ich mich mit Nikolai Berdjajew und gebar die Idee, seine Geschichtsphilosophie der „geschichtlichen Symptomatologie“ von Rudolf Steiner gegenüberzustellen. Auch unter den klassischen russischen Anthroposophen wie Maximilian Woloschin und Margarita Woloschina war ich soweit gewandert, dass ich 1988 einen Vortrag darüber hielt auf einer Russland-Tagung in Järna, wo der norwegische Russlandkenner Peter Normann Waage Hauptsprecher war. Damals fing ich an, sogar autodidaktisch Russisch zu lernen, mit welchem ich aber wegen der neuen Aufgaben mit meiner ersten Vaterschaft aufhörte.

Besonders seit dem Auftauchen von Glasnost und Perestrojka durch Michail Gorbatschow ab Mitte der 1980er Jahre verfolge ich die politischen und sozialen Entwicklungen in Russland und in einigen ehemaligen Sowjet-Staaten wie die baltischen, die Ukraine und Georgien. Das tragische Schicksal vom Anthroposophen und Georgiens erster Präsident nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit 1991, Swiad Gamsachurdia, bewegte mich sehr, als darüber mehrfach berichtet wurde in einer schwedischen anthroposophischen Zeitschrift.

Ich lernte vor Jahren einige russisch sprechenden Anthroposophen persönlich kennen, die kommen u. a. aus Georgien, woher ich auch eine „beständige“ Einladung gekriegt habe, um künftig dort meine Methode der Karmaarbeit zu präsentieren. Weil die globale Finanzkrise auf diese ehemaligen kommunistischen Länder stärker als auf den Westen einschlägt, muss aber die Finanzierung solcher Touren für sich und hier organisiert werden. Trotz im Grunde umfassenden Vorkenntnisse erstaunten, überraschten und bestürzten mich nun die Eindrücke in russischen Städten und Dörfern, in Moskau und in Waldai während der mühsamen Autofahrt nach Moissejevitchi.

Ein russisches Rücksichtnehmen existiert nicht
Schon die Vorbereitungen zur Reise mit der Erwerbungen der russischen Einladung, der Reiseversicherung, der Freizügigkeitsbescheinigung der deutschen Ausländerbehörde und der Auftragserteilung für die Visumzentrale in Bonn, um das russische Visum zu kriegen, waren für einen erfahrenen Auslandfahrer wie mich umständlich und zeitaufwendig. Die Ein- und Ausreisebedingungen auf russischem Boden scheinen die Besserungen seit der Wende nicht so sehr befolgt zu haben, dieweil man mehrere Sperren, Durchleuchtungen und Passkontrolle ertragen muss. Ich kam von heißem Frühlingsbrodem in Saarland mit Sommerkleidern zum Moskauer Spätwinter an. Glücklicherweise hatte ich wie immer beschränkt aber fachgemäß meinen Koffer gepackt und konnte die Nullgrad und die kommenden Nächte mit bis sieben Minusgrad gut mit Wollunterkleidern, Pullover und Windjacke ausharren.

Ich bin geflogen von Flughafen Köln-Bonn mit Germanwings nach Moskau-Vnukovo - früher der interne Airport für Parteimitglieder, der auch noch als Vnukovo 1 VIP existiert, ist heute ein von mehreren internationalen Flugplätzen Moskaus -, das im Südwesten der Zehnmillionenmetropole liegt. Die 10 470 318 Einwohner (Stand 2008) sind nur die offiziell gemeldeten Bürger, aber in Russland meldet man sich ja auch nicht unbedingt an, weil es nicht ohne weiteres geht. Massenweise Bürger sind „zufälligerweise“ nicht in Moskau gemeldet, also nicht geschätzt und bei diesen 10,5 Millionen deswegen auch nicht mit berücksichtigt. Sie dürfen da eigentlich nicht wohnen und sind nicht gemeldet, weil sie dazu „nicht berechtigt“ sind, wie es in Russland heißt. Sie sind also sozusagen „Gastarbeiter“. Es leben nun in Moskau schätzungsweise etwa 15 Millionen Menschen, wahrscheinlich auch mehr.

Dieses Hintergrundwissen erzählte mir Anna Gussinskaia, die Gründerin und Geschäftsführerin des anthroposophischen Unternehmens Naturalia, die mich zu diesem ersten Russlandbesuch einlud und am Flughafen auf mich wartete. Sie war in erster Ehe mit einem deutschen Ambassadeangestellten verheiratet, und sie arbeitete etwa 8 Jahre mit deutschem Sprachunterricht am Goetheinstitut in Moskau. Seit mehreren Jahren dolmetscht sie auch für Russen bei Ärzte-Tagungen am Goetheanum, und sie hat viele Geschäftspartner in Mitteleuropa gefunden, deren naturgemäße Produkte durch den Laden Naturalia in Moskau verkauft werden. Mit ihrem nahezu akzentfreien Deutsch begleitete sie mich während dieser eindrucksvollen 12 Tage in privaten Gesprächen, bei Seminarien und Vorträgen. Auch ihr älteste Sohn, Nikolai, der fließend Deutsch spricht und seit kürzlich eine große Interesse für die Anthroposophie hat, half mir, in das russische Element einzudringen. Ganz wenige Russen, die ich kennen lerne, können überhaupt etwas Deutsch, einige wenige sprechen aber ein verstehbares Englisch.

Am Vnukovo und bei der Autofahrt Richtung Moskau zur Wohnung von Anna und ihrer Familie, die unweit von der Lomomossow-Universität am Prospekt Wemadskovo sich befindet, bemerkte ich viele Phänomene, die anders sind als hier im Westen - jetzt versuche ich mich mit dieser russischen Bezeichnung anzuvertrauen. Russland folgt auch die Wiener Straßenverkehrskonvention und somit herrschen hier dieselben Verkehrsregeln wie bei uns, aber sie werden anders und irgendwie lokal interpretiert oder oft nicht berücksichtigt, weil man beim strikten Regelhalten die Sicherheit gefährden könnte, da z. B. einige Ampel in großen Kreuzungen defekt funktionieren.

Anna erklärte mir auf: „Das Wort ‚Rücksicht’ kann man bei uns nur schwer und mit einem ganzen Satz wiedergeben, und der Begriff Rücksichtnehmen gibt es im russischen Vokabular nicht und geschweige denn die entsprechende Tugend. Es ist sehr gefährlich auf russischen Straßen und Wegen. Man muss andauernd wach sein und gucken, was die anderen Fahrer wollen und tun, um nicht selbst bedrängt oder angeprallt zu werden.“ Ich verstand bald was sie meinte, weil wir einmal in einem Stau kamen, der dadurch verursacht war, was wir nächst erfuhren, dass drei Autos ineinander gekracht waren auf dem mit drei bis vier Fahrstreifen ausgerichteten, aber schlecht markierten und, was der Fahrbahnbefestigung angeht, durchlöcherten Autobahn.

Das ganze Verkehrssystem ist von den zahlreichen Autos sehr geprägt. Es wimmelte von neuen europäischen, amerikanischen, japanischen und alten russischen Modellen. Wenn die deutsche Abwrackprämie für Russland ausgeweitet werden würde, würden Millionen russische Autobesitzer ihren nicht nur 9-jährigen sondern bis zu 40-jährigen Autos abwracken lassen können. Dies wäre für Frank-Walter Steinmeier vielleicht zu überlegen, ehe und falls er die kommende deutsche Regierung im Herbst antreten werde! Besonders die vielen alten Kleinlastwagen und die kommunalen oder privaten Omnibusse fielen mit ihrem Rost und stinkigen Abgasen auf. Überall in Moskau reizte es mir in der Nase wegen der Atmosphäre durchdringenden Autoemission, die ich in dieser Art nicht mehr erlebt habe, seitdem ich 1983 in der DDR zu einem einmaligen und spannenden Besuch war. In Kontrast zu diesem Überbleibsel des 20. Jahrhundert rasten die Neureichen in ihren mit verdunkelten Scheiben bestückten Kfzs wie bepanzerte Inkognitos vorbei - für jeden eine Verkehrsfalle, besonders bei den Fußgängerstreifen -, da man mit ihnen keinen Augenkontakt haben kann, was für die normalen Pkw-Fahrer ein Gebot ist, weil man ja das Einhalten der Verkehrsregel nie voraussetzen kann.

Nie habe ich so viele Polizeivollzugsbeamten gesehen, die beim kleinsten Versehen mit ihren Stöcken die Fahrer einwinkten, um Verwarnungsgeld einzukassieren. Es heißt, dass sie das Geld oft in die eigene Tasche verschwinden lassen, weil sie einen solch niedrigen Lohn haben, und deshalb so arbeitsam sind. Die Streifenwagen der Miliz für öffentliche Sicherheit - der offizielle Name für die Polizei in Russland - waren überall an der Hauptverkehrsstrasse - die mit „Autobahn“ bezeichnet wirt, aber keine ist - zwischen Moskau und St. Petersburg und besonders oft direkt nach der Grenze zu der nächsten Region nordwestlich von Moskau - genannt Oblast Twer - zu sehen. Oblast (deutsch wörtlich „Gebiet“) ist die Bezeichnung für einen größeren Verwaltungsbezirk.

„Die Verkehrspolizisten - verkürzt DPS (Doroshno-patruljmaja slushba) - werden immer noch, wie zu der Sowjetzeit, nach der alten Manier ‚gaischniki’ (Plural), ‚gaischnik’ (Singular) genannt, das Wort klebt an ihnen seitdem wie eine Brandmarke. Früher hieß es ja GAI (Staatliche Autoinspektion an Straßen). Es werden über sie massenweise und gerne Witze erzählt, wie etwa in Deutschland über die Ostfriesen, sogar mehr. Sie gelten als geldgierig und blöd“, berichtete Anna. Einmal als sie nicht aufmerksam genug war und dort wo 70 angesagt ist, mit nur 2 Stundenkilometer zu schnell fuhr, wurden wir sofort angehalten, und sie musste, trotz der freundlichen Gespräch mit dem jungen Beamten den festgesetzten Betrag nachkommend per Anzahlung begleichen.

Weiß bemalte Baumstämme
Der Frühling dieses Jahres schien zwei bis drei Wochen später als in Mitteleuropa zu sein. Zuerst in den letzten Tagen ließen die Knospen der vielen Birken und Laubbäume einen leisen grünen Lichtschein über die Gärten, Parks und Wälder ahnen. In Moskau sind die meisten Bäume in den bepflanzen Räumlichkeiten zwischen den Hochhäusern und in den Parks vom Boden bis anderthalbem Meter hoch mit vermutlich einer Kalkfarbe Weiß angestrichen. Auf meiner Frage, warum, wusste Anna nicht Bescheid. „Es war immer so seit meiner Kindheit, und keiner fragt warum, und es wird halt weiter gemacht“, sagte sie. Lena - eine Naturalia-Mitarbeiterin - erzählte später dazu, dass in ihrem Dorf dies bei den Fruchtbäumen im Frühling immer gemacht wird, weil Kalk das Hochklettern gewisser Art Schädlinge verhindert. „Aber das macht eigentlich nur bei den Fruchtbäumen einen Sinn“, fügte Anna hinzu. Als ich meine Ehefrau darüber berichtete, erzählte sie, dass es auch in den USA einen solchen Brauch gibt, um die Bäume in den Kälteschwankungen zu schützen, weil sie sonst in der Rinde zersprengen würden. Jedenfalls sah es in meinen Augen nicht schön aus.

Ich wohne in einem saarländischen Dorf, der auf Landes- und Bundesebene mehrmals für seine Schönheit ausgezeichnet worden ist. Die Stadtteile, die Wohnsiedlungen und die Dörfer, die ich in Russland erlebte, würden mit Sicherheit zuunterst in solchen ästhetischen Wettbewerben landen. Es fehlen manchmal Bürgersteige oder sie sind durchlöchert und abgebröckelt, oder man kann sie nicht benutzen, weil sie als Parkplätze ganz okkupiert sind. Dennoch wurde überall gereinigt und gefegt. Das aus südöstlichen oder kaukasischen, ehemaligen Sowjetstaaten stammende oder eingewanderte Reinigungspersonal war sehr fleißig, und sie benutzten sogar Heckenbesen, die ich bei uns nicht mehr gesehen habe seit meiner Kindheit. Und überall in Moskau waren solche öffentliche Arbeitskräfte damit beschäftigt, die Sockel der Häuser und die metallenen Brücken mit neuer Farbe zu streichen.

Die überalterte und rostige, metallene Eingangstür zum achtgeschossigen Haus - Annas Familie wohnt in der obersten Etage - schien mir, wie zu einem Schrotthändler zu führen. In Kontrast dazu gab es ein modernes mit Tastkombination versehenes elektronisches Schloss, das jedoch manchmal abends abgeschaltet war, ohne, dass die Einwohner dafür den Grund erkannten. Ein Nachbar, der gerade kam, als Anna einmal abends ratlos mit dem Hund da stand, sagte zu ihr: „Anhauchen soll man das Ding!“ Anna: „Wie bitte?“ Er: „Anhauchen, darauf atmen, ein Paar mal. Nano-Technologie!“ Anna konstatierte: „Und das funktioniert wirklich!!!“ Das Gerümpel, die herumstehenden Pappkartons im Treppenhaus und der als Schrott aussehende Aufzug, der bei uns nicht mehr zugelassen werden würde, ließ mich etwas von der Kehrseite der Kommunismus ahnen. Desto mehr überraschte mich dann die persönliche Atmosphäre des großen Zuhauses, die Gepflegtheit der vielen Blumen, die bilderreiche Räumlichkeit und die Modernität der Möbel als ich Annas Wohnung betrat.

Das Wohlwollen des Dackels ließ sofort die Ahnung entstehen von der hier wohl immerwährend gelebten Gastfreundlichkeit. In den kommenden Tagen bestätigte sich dies durch die Art, wie die Freunde der Familie und die Teilnehmer des Seminars an die gemeinsamen Aufgaben um die Speisen und die allgemeine Gemütlichkeit sich beteiligten. Die Gefühle und das Mitmachenwollen, das ich selbst spürte, ließen ahnen, dass ich zu richtiger Zeit auf dem richtigen Ort angekommen war mit der angemessenen Pflege der Karmaidee. Die bildhafte Art des Übens, das ich vermittelte, und die Offenheit für das Imaginative, das die Russen besitzen, begegneten sich in einer sehr konzentrierten und außergewöhnlich fruchtbaren Arbeit während der zwölf Tage.

Andrej Belyjs Geburtshaus
Schon am ersten Nachmittag und am Abend nach meiner Ankunft machten wir ein Sightseeing zur Moskauer Innenstadt. Wir fuhren mit Auto hin, was mich noch mal bestätigte in der Auffassung, dass ich mehrfach gestorben wäre, falls ich am Steuer gesessen hätte. Anna zeigte mir die von Josef Stalin errichteten neoklassischen Wohntürme, wo sie als Kind gewohnt hatte, und die schlichten Hochhäuser, wo sie später im Leben wohnte. Da der eine ihrer Großväter einen hohen Militär gewesen, der lange in Georgien stationiert war, wo Anna viele schöne Erlebnisse als Kind bekam, hatten sie während der Sowjetzeit die Möglichkeit zu einer zentralen Wohnlage mit herrlichem Aussicht direkt auf das Gebiet des Kreml. Wir machten zuerst eine Runde an einige bekannten Prospekts (Avenuen), dann fanden wir einen Parkplatz und machten einen Spaziergang, um einige alte Gebäude und schöne Architektur zu besichtigen.

An der zentralen und einzigen Fußgängerzone, der Straße Arbat, steht das Geburthaus von Andrej Belyj (eigentlich Boris Nikolajewitsch Bugajew, 1880-1934), wo er laut der an der Außenwand befindlichen Gedenktafel bis 1905 auch wohnte. In dieser Teil der Stadt sind die Häuser gepflegt und meisten gut restauriert - so auch das gelbe Belyj-Haus. Von 1899 bis 1903 studierte Belyj - sein Künstlername bedeutet „der Weiße“ - an der naturwissenschaftlichen Abteilung der physikalisch-mathematischen Fakultät der Moskauer Universität. Nach Abschluss nahm er ein Studium an der historisch-philologischen Fakultät auf, das er bereits nach einem Jahr abbrach, um sich der Literatur ganz zu widmen. Der junge Belyj war beeinflusst unter anderem vom Buddhismus und von den Philosophen Immanuel Kant, Arthur Schopenhauer, Friedrich Nietzsche und Wladimir Solowjow. Von 1903 bis zu dessen Tod 1921 war er mit Alexander Blok befreundet. Ab 1904 arbeitete er an der theoretischen Begründung des literarischen Symbolismus.

Von 1912 bis 1916 beschäftigte sich Belyj intensiv mit der Anthroposophie Rudolf Steiners, dessen persönlicher Schüler er wurde, und er arbeitete an der Errichtung des ersten Goetheanums mit. Das künstlerische Motiv am „Knotenpunkt“ im Architrav, wo die beiden Kuppeln sich über dem Bühnenrand begegnen, entstand unter seiner Hand. Aus diesem Umstand lässt sich ein karmisches Licht auf die Individualität Andrej Belyjs werfen. Sie könnte verstanden werden als jemand, der Brücken bildet zwischen Persönlichem und Öffentlichem, zwischen Innenraum und Außenraum, zwischen Esoterik und Exoterik. In den zwanziger Jahren wandte Belyj sich zeitweise wieder von Steiner ab, so meinen die Literaturhistoriker, und kritisierte etwa die „Verquickung von falscher Esoterik und von Vereinsmeierei“ in der Anthroposophischen Gesellschaft. Sein Buch Verwandeln des Lebens. Erinnerungen an Rudolf Steiner las ich schon in der 1970er Jahren, als es auf Deutsch erschien. In diesen Tagen in Russland fühlte ich mich nun zum ersten Mal bereit, etwas über meine karmische Begegnung mit ihm in einem früheren Leben zu sprechen ...

" ... wir wollen unsere neun Leben haben ... “
Sich einstimmen auf das Karma bedeutet gleichsam überall wo man sich befindet, die Eigenheiten der unmittelbaren menschlichen Situation zu beachten. „Wir wollen weiter blicken als bis zum Fenster auf der anderen Straßenseite. Wir wollen leben, wir wollen unsere neun Leben haben. Und wir sind hier, um unsere Rechte zu beanspruchen, ja! Kannst Du das Rascheln unserer Mäntel hören - wir sind da! Von jetzt an werden wir handeln!“ Dieses Zeugnis Wiktor Zois, dessen Übersetzung ich im Internet fand, kann ich für die Karmaarbeit in Russland übernehmen. (Beim Korrigieren entdeckte Anna übrigens, dass eine Ungenauigkeit bei der Übersetzung hier vorliegt - eigentlich heißt es bei Zoi: „Wir wollen leben, wir sind so zäh, wie die Katzen, man kann uns nicht so leicht erledigen“. Da ich den Gedanken mit den „neu Leben“ schon aufgegriffen hatte, bin ich bei dieser Variante geblieben.) Sowie die Katze neun Leben zugesprochen wird, und falls aus dem Fenster geworfen, weil man kein Fisch mehr für sie hat und vielleicht für sich und seine Familie inklusive die Omi auch nicht, wird sie aber auf ihren vier Füßen intakt auf dem schneebedeckten Boden landen.

Wie viele Leben hat die russische Seele verbraucht im Laufe ihrer Leidensgeschichte? Wie viele Leben hat der Zarismus aus ihr geraubt? Wie viele der sowjetische Kommunismus? Hat sie überhaupt ein Leben noch übrig? Wiktor Zoi starb auf der Straße einen typischen „russischen“ Tod, aber er lebt! Auf dem Arbat haben wir nicht nur das Belyj-Haus, wie früher geschildert, sondern auch gesehen die sogenannte Zoi-Mauer, die in eine Seitengasse führte, die mit Graffitis dicht übereinander bedeckt war, und an der viele Blumen und Kerzen lagen. Und mehrere Jugendliche standen daneben. Diese Mauer gibt es dort seit Zois Tod, also seit gut 19 Jahren. Nikolai, der mich an dem Tag durch Moskau begleitete, wurde am 3. August 1990 geboren. Etwa zwei Wochen später, am 15. August starb Wiktor Zoi. Daran kann Anna sich sehr gut erinnern, an diesen Tag. Anna fügte hinzu: „Trotzdem wurde er zu Nikolais Lieblings-Popsänger, Arkadijs auch. Das ist für mich erstaunlich, er war ja mein Zeitgenosse. Er ist auch der einzige Popmusiker, der mich interessierte und den ich richtig mochte.“

Die russische Seele lebt ebenfalls, und sie hat mich mit liebevoller Wucht in ihre grandiose Obhut eingeheimst! Ich spürte was die russischen Menschenseelen unmittelbar brauchen: Sie brauchen Erkenntnisse über ihre mindestens acht früheren Leben! Auch wenn sie keine russische, sondern möglicherweise amerikanische, norwegische, deutsche, afrikanische, japanische, islamische, katholische oder Inkarnationen der Katharer waren ...


Unsere Anliegen:

Montag, 29. Juni 2009

Russisches Volksmärchen

Morgenrot, Abend und Mitternacht

In einem Reiche lebte einmal ein König, der hatte drei Töchter von unbeschreiblicher Schönheit. Er hütete sie mehr als seine Augen, richtete ihnen unterirdische Säle ein und setzte sie dort hinein, damit kein feindlicher Wind sie berühren oder die grelle Sonne sie mit einem Strahl versengen könne. Da saßen sie — gerade wie Vögelchen — in einem Käfig.

Eines Tages lasen die Königstöchter in einem Buche, daß über ihnen eine wunderbare helle Welt sei; und als der König kam, sie zu besuchen, fingen sie an, ihn unter Tränen zu bitten: «Herr, du unser Väterchen, lass' uns die helle Welt anschauen, im grünen Garten lustwandeln!» Der König hätte es ihnen gerne ausgeredet, aber sie wollten nicht auf ihn hören. Je mehr er es ihnen verweigerte, desto mehr bedrängten sie ihn. Schließlich gab er ihrem unaufhörlichen Verlangen nach, und die Königstöchter stiegen hinauf in die helle, freie Welt. Sie lustwandelten in dem grünen Garten, sie sahen die leuchtende Sonne, die Bäume und die Blumen und freuten sich über die Maßen, daß ihnen die helle Welt erschlossen war. Sie liefen umher um zu spielen, jedes Kräutlein bewunderten sie. Da kam plötzlich ein stürmischer Wirbelwind daher, erfaßte die Jungfrauen und trug sie hoch hinauf und weit davon. Kein Mensch wußte wohin.

Die Ammen und Wärterinnen erschraken heftig und liefen zum König, um es ihm anzuzeigen. Der König sandte sofort seine treuen Diener nach allen Seiten aus und versprach jedem, der die Spuren der Entführten ausfindig machen könnte, eine hohe Belohnung. Die Diener ritten und ritten, suchten und suchten, aber sie konnten nichts erkunden. Und so, wie sie ausgezogen waren, kehrten sie wieder zurück.

Da rief der König seinen großen Rat zusammen und fragte die Bojaren, wer es unternehmen wolle, seine Töchter zu suchen. Wer sie fände, dem wolle er eine der Jungfrauen zur Gemahlin geben, mit großer Mitgift und mit reichen Schätzen für das ganze Leben. Er fragte einmal — die Bojaren schwiegen; er fragte zweimal — nicht ein halbes Wörtchen kam als Antwort; er fragte dreimal — alles blieb stumm. Da vergoß der König bittere Tränen: «Jetzt weiß ich gewiß, daß ich weder Freunde noch Verteidiger habe.» Und er befahl, im ganzen Reiche ausrufen zu lassen, ob sich nicht im einfachen Volke einer fände, der es wagen wollte, die Königstöchter zu suchen.

Zu derselben Zeit lebte in einem Dorfe eine arme Witwe, welche drei Söhne hatte, hochmächtige Helden. Alle drei waren in ein und derselben Nacht geboren, der Älteste am Abend, der Mittlere um Mitternacht und der Dritte ums frühe Morgenrot. Danach wurden sie Abend, Mitternacht und Morgenrot genannt. Als der Aufruf des Königs zu ihnen gelangte, nahmen sie sogleich den Segen der Mutter, machten sich auf den Weg und fuhren in die Hauptstadt. Sie gingen zum König, verbeugten sich tief vor ihm und sprachen: «Viele Jahre mögest du leben, o Herr und König! Wir kamen zu dir, nicht um ein Fest zu feiern, sondern um dir einen Dienst zu leisten. Erlaube uns, daß wir ausziehen, um die drei Königstöchter zu suchen.»
«Heil euch, wackere Jünglinge!» rief der König. «Wie heißet ihr?»
«Wir sind drei leibliche Brüder, Morgenrot, Abend und Mitternacht.»
«Womit kann ich euch für den Weg ausrüsten?»
«Wir haben nichts nötig, o Herr, achte du nur auf unsere Mutter. Verlasse sie nicht in ihrer Armut, in ihrem Alter!»

Der König nahm die Alte an den Hof und befahl, ihr Speise und Trank von seinem Tische zu geben und sie mit Kleidern und Schuhen aus seinen Vorräten wohl zu versehen.

Die wackeren Burschen machten sich auf den Weg. Sie zogen einen Monat, einen zweiten und einen dritten. Endlich kamen sie auf eine weite, öde Steppe. An jene Steppe grenzte ein dichter Wald, und an diesem Walde stand eine kleine Hütte. Sie klopften ans Fensterchen, aber niemand meldete sich. Sie traten durch die Tür, niemand war darinnen. «Nun, Brüder», sagten sie zueinander, «laßt uns hierbleiben und von dem langen Wege ruhen!» Sie zogen ihre Kleider aus, beteten zu Gott und legten sich schlafen.

Am Morgen sprach der jüngste Bruder Morgenrot zum ältesten, namens Abend: «Ich will mit Mitternacht auf die Jagd gehen, bleibe du zu Hause und bereite uns das Mittagsmahl!» Der älteste Bruder stimmte zu. Neben jenem Hüttchen aber war ein Stall voller Schafe. Abend bedachte sich nicht lange, holte den besten Hammel, schlachtete ihn, weidete ihn aus und briet ihn zum Mahle. Und bereitete alles, wie es nötig war. Dann legte er sich auf das Bänklein um auszuruhen. Auf einmal klopfte und lärmte es, die Tür öffnete sich, und herein trat ein altes Männchen, so klein wie ein Fingernagel mit einem ellenlangen Barte. Zornig blickte es um sich und schrie: «Wie durftest du in meinem Hause wirtschaften, wie durftest du meinen Hammel schlachten?»

«Wachse erst, sonst sieht man dich nicht», antwortete Abend, «oder ich nehme einen Löffel Kohlsuppe und einen Krumen Brot und werfe dir damit die Augen zu!»

«Ich bin klein, aber tüchtig!» schrie das Männlein mit dem langen Bart zornig, ergriff ein Ränftlein Brot und fing an, Abend auf den Kopf zu schlagen. Halbtot schlug es ihn. Als kaum noch Leben in ihm war, warf es ihn unter die Bank, dann aß es den gebratenen Hammel auf und ging wieder zurück in den Wald. Abend verband sich den Kopf mit einem Lappen, lag da und stöhnte.

«Was ist mit dir geschehen?» fragten die Brüder, als sie zurückkehrten.
«Ach, ihr Brüder, ich zündete den Ofen an, und der Dunst machte mir Kopfweh. Den ganzen Tag wälzte ich mich so herum, ich konnte weder kochen noch braten.»

Am andern Tag ging Morgenrot mit Abend auf die Jagd, und Mitternacht blieb zu Hause, um die Mahlzeit zu bereiten. Er blies das Feuer an, holte den fettesten Hammel, schlachtete ihn und stellte ihn in den Ofen. Dann legte er sich auf das Bänklein. Plötzlich lärmte und klopfte es, und herein kam das alte Männlein, einen Fingernagel groß, mit dem ellenlangen Bart. Es fiel über Mitternacht her und schlug auf ihn los, fast hätte es ihn erschlagen. Dann aß es den gebratenen Hammel und ging fort in den Wald. Mitternacht verband sich den Kopf mit seinem Sacktuch, lag unter der Bank und ächzte. Die Brüder kehrten zurück. «Bruder, was ist mit dir?» fragte Morgenrot.

«Ich wurde von Rauch und Hitze betäubt, Brüder, mein Kopf ist wie zerstückt. Die Mahlzeit konnte ich nicht bereiten.»

Am dritten Tage gingen die beiden ältesten Brüder auf die Jagd, und Morgenrot blieb zu Hause. Er fing den besten Hammel, den er nur finden konnte, schlachtete ihn, weidete ihn aus und briet ihn. Dann legte er sich auf das Bänklein.

Plötzlich klopfte und lärmte es, und das alte Männlein, einen Fingernagel groß, mit dem ellenlangen Barte, kam auf den Hof. Auf dem Kopfe schleppte es einen ganzen Schober Heu, und in den Händen trug es eine große Kufe Wasser. Es stellte die Kufe hin, breitete das Heu aus und fing an, die Schafe zu zählen. Als es sah, daß wieder ein Hammel fehlte, wurde es zornig, rannte zum Hüttchen, warf sich auf Morgenrot und schlug ihn heftig auf den Kopf.

«Wer die Furt nicht kennt, sollte nicht ins Wasser gehen!» rief Morgenrot, sprang auf, packte den Alten an seinem langen Barte und zerrte ihn hin und her.
«Erbarme dich, hochmächtiger Held!» stöhnte der Alte. «Liefere mich nicht dem Tode aus, lass' die Seele Buße tun!»

Morgenrot schleifte ihn auf den Hof hinaus, brachte ihn zu einem eichenen Pfahl und klemmte ihm den Bart mit einem eisernen Keil in den Pfosten. Darauf kehrte er in die Hütte zurück und setzte sich hin, um die Brüder zu erwarten. Die Brüder kamen von der Jagd zurück und wunderten sich, daß Morgenrot heil und unversehrt war. Morgenrot lächelte und sprach: «Kommt her, ihr Brüder, seht, ich habe euren Dunst gefangen, am Pfosten habe ich ihn festgebunden!»

Sie gingen auf den Hof hinaus und schauten, doch das Männlein war längst davon, nur die Hälfte des Bartes war geblieben und wehte am Pfosten hin und her. Dort, wo es gelaufen war, lag Blut.

Die Brüder folgten dieser Blutspur und kamen zu einem tiefen Spalt in der Erde. Morgenrot ging in den Wald, holte Bast und flocht daraus ein Seil. Dann forderte er die Brüder auf, ihn in die Erde hinunterzulassen, und Abend und Mitternacht ließen ihn hinab.

Als Morgenrot in der unterirdischen Welt angekommen war, band er sich vom Seile los und ging, wohin die Augen schauen. Er ging und ging, auf einmal stand er vor einem kupfernen Schlosse. Da trat er hinein und sieh, die jüngste Königstochter kam ihm entgegen, röter als eine Purpurblume, weißer als weißer Schnee. Sie sprach ihn freundlich an: «Wie kamst du hierher, braver Jüngling? Kamst du freiwillig oder aus Zwang?»

«Dein Vater sandte mich, euch Königstöchter zu suchen.»

Sogleich setzte sie ihn an den Tisch, gab ihm Speise und Trank und reichte ihm ein Bläschen mit stärkendem Wasser: «Trinke dieses Wasser, dann wird deine Kraft sich mehren!» Morgenrot trank das Bläschen aus, und alsogleich fühlte er große Kraft in sich. «Jetzt werde ich jeglichen Feind überwinden», dachte er. Auf einmal erhob sich ein stürmischer Wind, und die Königstochter erschrak: «Jetzt kommt mein Drache geflogen!» Sie nahm Morgenrot an der Hand und verbarg ihn in der anderen Kammer. Ein dreiköpfiger Drache kam geflogen, schlug auf die feuchte Erde und verwandelte sich in einen kühnen Burschen. «Ha», rief er, «ich wittere russischen Geist! Wer ist bei dir zu Gaste?»
«Wer sollte bei mir sein», sagte die Königstochter, «du flogst ja. durch Rußland, hast selbst russischen Geist in dich aufgenommen, darum witterst du ihn hier!»

Der Drache verlangte zu essen und zu trinken. Die Königstochter brachte allerlei Speisen und Getränke, aber sie streute Schlafkräuter in diese Getränke. Der Drache aß und trank und fing an schläfrig zu werden. Er zwang die Jungfrau, ihm den Kopf abzusuchen. Er legte ihn auf ihre Knie und fiel in einen kräftigen Schlaf. Da rief die Königstochter Morgenrot zurück. Er kam herein, schwang sein Schwert und hieb dem Drachen alle drei Köpfe ab. Darauf errichtete er einen Scheiterhaufen, verbrannte den Unreinen und streute die Asche über das freie Feld.

«Lebe wohl, Königstochter», sagte er zu der Jungfrau. «Ich gehe, um deine Schwestern zu suchen, und wenn ich sie gefunden habe, kehre ich zurück, um dich zu holen.» Und damit machte er sich auf den Weg.

Er ging und ging, und sieh, da stand ein silbernes Schloß. Darinnen wohnte die mittlere Königstochter. Morgenrot tötete den sechsköpfigen Drachen und ging weiter.

Über kurz oder lang kam er zu einem goldenen Schlosse, in dem die älteste der drei Königstöchter lebte. Auch hier tötete er den Drachen, den mit den zwölf Köpfen, und befreite die Jungfrau aus der Gefangenschaft. Die Königstochter freute sich überaus und fing an, zur Heimkehr zu rüsten. Sie trat auf den weiten Hof hinaus und winkte mit einem roten Tüchlein. Da rollte sich das Königreich zusammen in ein kleines goldenes Ei. Das Ei nahm sie, steckte es in ihre Tasche und ging mit Held Morgenrot, die Schwestern zu holen. Alle beide taten dasselbe: jede rollte ihr Königreich zusammen in ein Ei. Das goldene, das silberne und das kupferne Ei nahmen sie mit sich und begaben sich zu jenem Spalt in der Erde. Abendrot und Mitternacht zogen die drei Königstöchter und Morgenrot, ihren Bruder, in die helle Welt hinauf. Dann kehrten sie zusammen heim in ihr Reich.

Als sie dort angelangt waren, rollten die Königstöchter ihre Eier auf das freie Feld, und sogleich erschienen die drei Königreiche: das kupferne, das silberne und das goldene. Der König freute sich so sehr, daß man es gar nicht sagen kann. Sogleich wurden Morgenrot, Abend und Mitternacht mit seinen Töchtern vermählt, und bei seinem Tode machte er Morgenrot zu seinem Erben.

Unsere Anliegen:

Freitag, 24. April 2009

MENSCH werden - Dr. Karl König (1902-1966)

Dr. Karl König, geboren am 25.09.1902 in Wien (Österreich-Ungarn), gestorben am 27.03.1966 in Überlingen am Bodensee, Deutschland, entwickelte früh eine starke Beziehung zum Christentum und zu den sozialen Fragen.

Weihnachten 1965 schreibt Dr. Karl König:

"Eine Wohlstandsgesellschaft, die ihr eigentliches Menschsein zu vergessen beginnt - eine Menschheit, die sich in ihre Rassenprobleme verbeisst und gleichzeitig Vernichtungsmittel ersonnen hat, denen Millionen in wenigen Minuten zum Opfer fallen können - eine soziale Ordnung, die die göttliche Ordnung vergass und eine neue Ethik sucht, die sie, gottlos geworden, nicht mehr finden kann - zeugt in ihrer Mitte einen neuen Aufgabenkreis: den Hinfälligen, Behinderten, scheu Gewordenen, Lahmen und Siechen so zu helfen, dass sie wieder ihr Menschentum erringen können. Ist es nicht ein großes Wunder, das sich uns hier offenbaren will? Eine sich selbst vernichtende Menschheit erschafft in ihrer Mitte ein Neues, das im absterbenden Teil ihres Daseins einen werdenden Keim zum Wachsen bringt. Eine umfassende Heilpädagogik gleicht dem sich entfaltenden Samen in einer faulenden Frucht.


Wir müssen nur die Idee der Heilpädagogik weit genug fassen, um ihrer wahren Bestimmung ansichtig zu werden ... Sie will zu einer weltweiten Tätigkeit werden, um der überall entstandenen "Bedrohung der Person" hilfreich entgegenzutreten. Die "Heilpädagogische Haltung" muß
- in jeder sozialen Arbeit,
- in der Seelsorge,
- in der Betreuung der Alten,
- in der Rehabilitation der Geisteskranken wie auch der Körperbehinderten,
- in der Führung der Waisen und Flüchtlinge,
- der Selbstmordkandidaten und Verzweifelten,
aber auch

- in der Entwicklungshilfe,
- im internationalen Friedenskorps und ähnlichen Bestrebungen
sich zum Ausdruck bringen. Das ist die einzige Antwort, die wir heute - insofern wir noch Menschen sein wollen - einer am Abgrund tanzenden Menschheit entgegenstellen können ...

Nur die Hilfe von Mensch zu Mensch - die Begegnung von Ich mit Ich - das Gewahrwerden der anderen Individualität, ohne des Nächsten Bekenntnis, Weltanschauung und politische Bildung zu erfragen – sondern einfach das Aug' in Auge-Blicken zweier Persönlichkeiten, schafft jene Heilpädagogik, die der Bedrohung des innersten Menschseins heilend entgegentritt.

Allerdings wird das nur dann wirksam sein können, wenn eine grundlegende Herzenserkenntnis dabei berücksichtigt wird". (aus "Camphill Brief", Föhrenbühl und St.Prex, 1965)

Karl König entwickelte früh große Kräfte der Empathie; das soziale Gewissen bewegte ihn, sich für seine Mitmenschen unmittelbar einzusetzen. Doch auch der starke Bezug zu den Tieren entstand schon im Knaben, daß er sich immer wieder auch für sie einsetzte. So manche—auch recht lustige—Anekdoten aus der Feder seiner Mutter bezeugen dies reichlich. Sie schreibt (und war erst Ostern 1966 mit den Aufzeichnungen fertig—ihr Sohn Karl hat sie also nicht mehr lesen können) im jüdischen Altersheim in London:
Einmal kam mein Sohn (22-jährig!) die ganze Nacht nicht nach Hause; wir dachten er schläft vielleicht bei den Bergels. In der Früh kam er zerzaust und schmutzig. ‘Ja, wo warst Du denn?’ Da sagte er: ‘Bei der Polizei.’ Der Grund? Er hielt im Stadtpark einen Vortrag, wie schlecht die Tiere hier behandelt werden. Der Schinder kommt und fängt die Hunde ein auf grausame Art …
Das war immer ein jämmerliches Heulen. Und so hielt mein Sohn einen Vortrag im Stadtpark darüber, eine große Menschenmenge sammelte sich um ihn, und das war in Wien streng verboten. So kam der Poizist und arretierte ihn von der Stelle weg, er durfte uns nicht einmal anrufen. Das ist der österreichische Polizeistaat im Ggensatz zu England, wo jeder Mensch in Hyde Park sprechen kann ohne belästigt zu werden.
Dieser tiefe Herzensbezug zu den Tieren und die brennenden Fragen nach den Grundkräften des Lebens führte ihn zunächst zu der Zoologie, dann zur Botanik, um schließlich über seine Erlebnisse mit der Embryologie in das Studium der Medizin umzusteigen. (aus dem Newsletter der Karl-König-Archive)


Verlag Freies Geistesleben - Ankündigung für Frühjahr 2009
Karl König:
Mensch unter Menschen werden - Zur sozialen Dreigliederung
Herausgegeben und eingeleitet von Richard Steel mit einem einleitenden Aufsatz aus dem Jahre 1944 und zwei Vortragsreihen zu Ostern und Michaeli 1964 in Föhrenbühl und Brachenreuthe
geb. mit Schutzumschlag, ein Aufsatz aus dem Jahr 1944 und acht Vorträge zu Ostern und Michaeli 1964 in Föhrenbühl und Brachenreuthe, geplanter Erscheinungstermin: 20.05.2009, ca. 180 S. ISBN-13: 978-3-7725-2405-9, ca. 22.90 Euro
Unmittelbar unter dem Eindruck seiner Reise zum ‘Herzen Mitteleuropas’ — nach Prag und vor allem zur Burg Karlstein — macht Karl König auf die Notwendigkeiten der sozialen Erneuerung aufmerksam. Das soziale Bauwerk muß heute im Inneren des Menschen aktiv entwickelt werden. Nur ‘aus dem Geiste heraus’ kann eine dem heutigen Menschen gemäße soziale Gestaltung entstehen. Doch kann König plastisch-bildhaft und in eindringlicher Weise aufzeigen, wie die Ansätze dazu im Menschen selbst veranlagt sind und im gewöhnlichen Alltagsleben durch konsequentes Üben wirksam werden können:
Das ist es, um was es geht; daß wir mehr und mehr begreifen, daß der Friede, der Menschenfriede nur entstehen kann, wenn Einsicht gewonnen wird in die neue Spiritualität, die die Sozietät der Menschen erfüllt.
Somit erscheint der erste Band mit Vorträgen des Arztes und Camphill-Gründers in der neuen Werkausgabe und läßt uns etwas von seiner Unmittelbarkeit, von der originellen Art des bildhaften Denkens und von den weiten Zielen des Alltags in der ‘heilenden Gemeinschaftsbildung’ erahnen.


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