Beryosa – Die Birke. Weshalb ausgerechnet Sibirien?
Über 50 farbige Abbildungen, Informationslücke-Verlag 2009,Brosch., 80 S., ISBN-10: 3952346136, ISBN-13: 978-3952346136, EUR 13,90 (D), sfr 19,80
„Was hat ein Baum mit dieser Arbeit in Sibirien zu tun? Wenn es um Aktivitäten in Sibirien geht, kann es kein besseres Bild dafür geben, als es die Birke - auf Russisch Biriosa - ist. Der Baum als Kraftspender. Die Birke hat etwas Erfrischendes. Nirgends habe ich die Birke so rein angetroffen wie in Sibirien. Im Wald, in der Gemeinschaft. Die hohe, schlanke Erscheinung mit den feinen Verästelungen. Das reine Weiß der Rinde mit den Tupfern. Über den Wipfeln - je nach Licht, ja was ist es? Nicht einfach zu beschreiben. Ist es vielleicht eine Farbaura? Die Birke passt eigentlich hervorragend zu unserer Arbeit. Sie ist der Inbegriff, Neues in Angriff zu nehmen.“
Weshalb ausgerechnet Sibirien?
Peter Marti begleitet die heilpädagogische Schule Talisman und die sozialtherapeutische Dorfgemeinschaft Istok in bzw. bei Irkutsk seit vielen Jahren. Mit seinem Bericht gibt er einen persönlichen Einblick in die Entstehung dieser Zusammenarbeit zwischen Ost und West und der Entwicklung der Arbeit im fernen Sibirien. Zugleich bildet dieser Bericht den Rahmen für das Büchlein‚ Beryosa – Birke. Warum ausgerechnet Sibirien?’ Warum ausgerechnet Irkutsk?
Mehr als 330 Jahre liegt die Stadt Irkutsk am Südufer des Baikalsees, und bis heute hören die Leute, die in Irkutsk wohnen, nicht auf, die günstige Lage von Irkutsk zu bewundern. Die Stadt ist durch die Angara in zwei Abschnitte geteilt. Die Angara ist der einzige Fluss, der dem Baikalsee entspringt, in welchen mehr als 300 große, kleine und kleinere Gebirgsflüsse münden.
Nicht weit von dem Baikalsee, die Angara stromabwärts, hatte ein Kosakentrupp unter der Führung von Jakow Pochabow im Jahre 1661 eine Holzfestung – Irkutsker Ostrog – gegründet. Das war zu jener Zeit, als die Russen in die Weiten Sibiriens vordrangen. Die Menschen kamen auf der Suche nach legendären Reichtümern in diese Gegenden. Gegen Ende des 17 Jahrhunderts zählte Irkutsk etwa 1000 Einwohner – Kosaken, Kaufsleute, Bauern, Soldaten, Amtschreiber und die Menschen, die für immer nach Sibirien verbannt wurden.
In den letzten drei Jahrhunderten erlebte die Stadt Aufstände, Revolutionen, Erdbeben und Feuer, was allmählich das Gesicht der Stadt veränderte. Aber bisher behielt Irkutsk seine Eigentümlichkeit. Die schneeweiße Erlöser-Kirche und die Kathedrale zu Christi Erscheinen sowie mannigfaltige hölzerne Häuser blieben erhalten, und sie wurden zu historischen Denkmälern.
Schon in der Zeit der Sowjetmacht war Irkutsk ein bedeutendes Verwaltungszentrum, die Hauptstadt eines Gouvernements, eine Stadt des Aluminiums, der Holzverarbeitenden und chemischen Industrie. Die Gefängnisse für die Revolutionäre und Verbrecher verwandelten sich in stalinistische „Zonen“ für „unzuverlässige Andersdenkende“ und "Volksverräter".
Der Irkutsker Schriftsteller Valentin Rasputin schreibt über seine Stadt Irkutsk folgendes: „So steht heute Irkutsk, gereift durch die Geschichte und das Leben, besonnen und weise, es ist sich seines Wertes bewusst, ist berühmt für seine alten und neuen Errungenschaften, ist bescheiden, seit Alters gebildet und gastfreundlich.“ ...
... Aufbauarbeit
Unsere Werklehrerin heisst Natalja Kulakowa und ist ausgebildete Tierärztin. Sie war in einem sibirischen Dorf bei Usolje Sibirskoje tätig und hat ihre Arbeit als Veterinärin sehr geliebt. Wowa, ihr Sohn, kam zur Welt, behindert. Wowa hat das Leben seiner Mutter verändert. Später hörte Natalja von „Talisman“ und sie kam nach Irkutsk. Erste Gespräche mit Pädagogen von Talisman fanden statt. Natalja Kulakowa entschied sich für Talisman, das heißt vor allem für die Förderung von Wowa. Natalja ist heute eine der tragenden Kräfte der Schule. Ihren Beruf als Veterinärin übt sie weiter aus. Unsere sozialtherapeutische Dorfgemeinschaft Istok schätzt das sehr. Der Tierbestand im Dorf nimmt stetig zu.
Um die Schulräumlichkeiten zu erweitern, konnte im angrenzenden Mehrfamilienhaus eine Wohnung erworben werden. Hier wurde die Schulküche eingerichtet, zwei gediegene weitere Schulzimmer und ein Aufenthaltsraum entstanden.
Das Erscheinungsbild der Schule schien uns wichtig. Die Umgebung der Schule wurde zu einem erfreulichen Blickfang im doch eher heruntergekommenen Irkutsker Stadtteil Marata umgestaltet. Aber auch der innere Zustand, die Qualität der Heilpädagogik, hatte eine hohe Priorität. Engagierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kamen zu Talisman. Aus- und Weiterbildung wurde unterstützt. Besuche vom Seminar „Zentrum Maria“ für Heilpädagogik wurden ermöglicht, interne Seminare wurden abgehalten. Auch Einblicknahme und Lernen im Westen wurden gefördert ...
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