Donnerstag, 9. Juni 2011

JULI / AUGUST 2011: Russisch-deutsches Workcamp im Dorfprojekt Istok bei Irkutsk (Sibirien, Rußland)


In „Istok“, einem sozialen Dorfprojekt in der Nähe von Irkutsk, findet alljährlich ein kleines, aber feines, internationales Workcamp statt.
Zwei Wochen werden ca. fünf deutschsprachige und fünf russischsprachige Menschen ab 18 Jahren gemeinsam in „Istok“ arbeiten, feiern und sich zu Themen austauschen, die sie bewegen.

In dieser Zeit wird im sozialtherapeutischen Dorf Istok, in dem Menschen mit und ohne Behinderungen wohnen und arbeiten, gelebt. Zwischendurch sind Ausflüge in die nähere Umgebung (in die Stadt Irkutsk und an den Baikalsee) geplant. Für die Teilnahme sind anfängliche Russischkenntnisse sowie das Interesse an der Arbeit mit behinderten Menschen erwünscht. Für Übersetzung wird gesorgt.

Programm

Mit der gemeinsamen Anreise in der transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Irkutsk beginnt das Workcamp.

Vor Ort steht die tägliche, gemeinsame Arbeit an der Außenisolierung und Holzverschalung eines Wohnhauses im Vordergrund. Philosophie des Workcamps ist die Arbeit an Projekten, für die dem Dorf im Laufe des Jahres die Zeit und das nötige Geld fehlen.

Das Workcamp ist inzwischen etablierter Bestandteil des Dorflebens, auf den sich die MitarbeiterInnen und betreuten Menschen bereits lange im Voraus freuen. Teilnahmeinteressierte sollten bereit sein, unter sehr einfachen Bedingungen zu leben und Interesse am russischen Dorfleben mitbringen.

Auch an der theoretischen Auseinandersetzung mit Behinderung/Beeinträchtigung kann nach Interesse gearbeitet werden. Ebenso wird es Zeit zu künstlerischer Gestaltung und der Mitarbeit in den Werkstätten vor Ort geben.
Im Anschluß an das Workcamp besteht die Möglichkeit individuell bis zum Ablauf des Visums vor Ort zu bleiben und an den Baikal zu reisen.


Organisatorisches

Die Anreise- und Visakosten müssen von den Teilnehmenden selbst getragen werden

die Beschaffung russischer Touristeneinladung ist im Teilnehmerbeitrag inbegriffen und erfolgt über die Organisatorinnen.

Für die Rückfahrt ab Irkutsk muß jede/r Teilnehmende selbst sorgen.

Bei der Verpflegung können Vegetarier/Innen berücksichtigt werden, auf VeganerInnen kann im Essensplan nicht eingegangen werden.

Bei Fragen bitte mit den Organisatorinnen Rücksprache halten.

Zeitraum: 30.07.2011 bis 14.08.2011 (vor Ort)
Anreise: 26.07.2011 ab Moskau (genaue Abfahrtszeit noch nicht bekannt)
Kosten: Teilnahmebeitrag 200 Euro, Anreise ca. 100 Euro p. P./Strecke Moskau-Irkutsk per Bahn, die Bahnfahrkarten werden von den Organisatorinnen gekauft.
Kontakt: Interessierte wenden sich bitte an
Annika Frohböse, Email: annika_at_sagaan.de oder
Aurelia Jaggi Email: aurelia.jagg_at_gmx.ch


 
Istok und wir freuen uns auf Dich!

Unsere Anliegen:

Sonntag, 15. November 2009

Texte und Fotos, die anregen zum Schmunzeln und Nachdenken

Doris und Björn Stommel
Ein Lächeln vielleicht
ISBN-Nr.3-00-013569-3, 9,90 €
Das Buch ist erhältlich im Buchhandel oder direkt bei: Doris und Björn Stommel (die sehr empfehlenswerten Webseiten "Literatur-Rolf" mit weiteren Buchhinweisen), Mittelsaurenbach 3, 53809 Ruppichteroth. Blog zu den Webseiten
„Ein Leben mit Behinderung“ und „Allerlei aus dem Leben“ mit heiter-besinnlichen Texten, die anregen zum Schmunzeln und Nachdenken, mit dazugehörigen Farbfotos. Dieses Buch sagt: „Danke“, allen Menschen, die mit Herz und Einsatz das Leben eines behinderten Menschen bereichern.
Björn ist ein Drilling. Seine beiden Geschwister starben nach der Geburt, die zehn Wochen zu früh begann. Björn bekam zu wenig Sauerstoff. Dennoch ist es mehr als ein Lächeln vielleicht, es ist ein Lachen, es ist ein Strahlen, das von Björn ausgeht. Er sitzt im Rollstuhl, kann sich kaum bewegen und liebt das Leben. „Ich finde das ganze Leben lustig“, sagt er. Und obwohl sein ganzes, manchmal mehr, manchmal weniger lustiges Leben nicht in ein einziges Buch passt, so hat er doch, gemeinsam mit seiner Mutter ein paar Dinge aufgeschrieben. Das Buch ist keine Leidensgeschichte. Björn hat es geschafft, mit seiner Idee „1 Euro für die Lebenshilfe“ den lang ersehnten Computer für Lernsoftware an den Förderbereich der Lebenshilfe-Werkstatt in Much zu spenden. Eine wichtige Erfahrung für einen schwer behinderten Menschen:
„Ich kann selbst etwas tun und bewirken“. Seine Mutter hat in das Buch Gedichte und kleine Erzählungen einfließen lassen, die Einblick in ihr Leben und in das Zusammenleben mit ihrem behinderten Sohn geben, sowie Texte von ganz alltäglichen Dingen. (Aus einer Pressemitteilung)

Unsere Anliegen:

Donnerstag, 5. November 2009

Märchen von Moskau bis Wladiwostok

Tim Mücke (Hg.)
Blaue Karawane. Band 1
Verlag Hans Schiler, geb, 80 S., ISBN 3-89930-022-x, 14.90 €
Unermüdlich rattert die Transsibirische Eisenbahn durch die russische Weite von Moskau nach Wladiwostok. Zwischen dampfendem Tee und vorbeiziehenden Birkenhainen verkürzt die Märchenerzählerin den Passagieren die Tage, indem sie sie ins Reich der Prinzen, Hutzelweiblein und Schamanen entführt ...
Auszug aus der TaZ, November 2007: " ... 1984 bin ich dann zum ersten Mal nach Sibirien gefahren, mit Intourist und sieben Freunden. Wir sagten, wir sind interessiert an Volksliteratur, Märchen und Mythen der sibirischen Völker. Von Schamanen haben wir natürlich nichts gesagt, die wurden ja verfolgt von den Sowjets. Also wurden wir sehr unterstützt, bekamen einen guten Preis und sogar einen Dolmetscher. Drei Wochen waren wir unterwegs. In der Transsibirischen Eisenbahn habe ich abends immer die Märchen der Gegenden erzählt, durch die wir fuhren. Die Samowarfrau brachte Tee und setzte sich zu uns, obwohl das verboten war. Und ich habe erzählt an den Orten, die wir besucht haben. Später habe ich noch viele solcher Reisen gemacht, immer mit einer kleinen Gruppe märchenbegeisterter und kulturhistorisch interessierter Menschen: von Moskau an den Amur; entlang der Seidenstraße; nach Mesopotamien, ins heutige Syrien, den Irak - grade noch rechtzeitig vor dem Irakkrieg. Ich nannte diese Reisen 'Blaue Karawane', so heißen deshalb auch die Bücher. Unsere Kamele trugen sozusagen unseren Vorrat an Märchen, die ich unterwegs erzählt habe, immer an den Orten, mit denen sie verbunden sind. 2005 waren wir dann noch im Jemen ... " Zum TaZ-Artikel

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Russisches Märchen (Сказка)

<= Zum russischen Märchenbuch

Wer ist am Stärksten?
Einmal im Winter trat ein Kalb aufs Eis, glitt aus und stürzte. Das sah unser Kind (hier folgt der Name des Kindes, dem man das Märchen erzählt) und fragte: "Liebes Kälbchen, bist du sehr stark oder nicht?" - "Wäre ich stark, mein Kind, wie könnte mich dann das Eis umwerfen?" entgegnete das Kalb.
Das Kind fragte das Eis: "Liebes Eis, bist du stärker als sonst jemand?" - "Wäre ich wirklich stark, mein Kind, wie könnte mich dann die Sonne zum Schmelzen bringen?" entgegnete daraufhin das Eis.
Das Kind wandte sich an die Sonne: "Sonne, liebe Sonne, bist du stärker als alle?" - "Wäre ich stärker als alle, wie könnte mich dann die Wolke verdecken?"
Das Kind wandte sich an die Wolke: "Liebe Wolke, bist du stärker als alle?" - "Wäre ich stärker als alle, wie könnte ich dann in kleine Regentropfen zersprühen?"
Das Kind wandte sich an den Regen: "Lieber Regen, bist du stärker als alle?" - "Wäre ich stärker als alle, wie könnte mich dann die Erde aufsaugen?"
Das Kind wandte sich an die Erde: "Liebe Erde, dann bist du also stärker als alle?" - "Wäre ich stärker als alle, wie könnte dann Gras aus mir sprießen?"
Das Kind wandte sich ans Gras: "Liebes Gras, bist du stärker als alle?" - "Wäre ich stärker als alle, wie könnten mich dann die Schafe fressen?"
Das Kind wandte sich an die Schafe: "Liebe Schafe, seid ihr stärker als alle?" - "Wären wir stärker als alle, wie könnte uns dann der Schäfer treiben?"
Das Kind wandte sich an den Schäfer: "Lieber Schäfer, bist du stärker als alle?" - "Wäre ich stärker als alle, wie könnte dann die Maus die Riemen an meinen Tscharyki (Schuhen) durchknabbern?"
Das Kind wandte sich an die Maus: "Liebes Mäuslein, dann bist du also am stärksten?" - "Wäre ich stärker als alle, wie könnte mich dann die Katze fressen?"
Das Kind wandte sich an die Katze: "Liebe Katze, bist du stärker als alle?" - "Ja!" gab die Katze stolz zur Antwort. "Ich bin stärker als alle! Ich bin stark. Ich bin sehr stark. Meine Zähne sind scharf wie die Zinken eines Metallkamms. Aus dieser Tür geh ich hinaus, durch diese trete ich ein. Ich schlecke die süße Sahne und putze mir den Bart. Miau!" Viele Märchen, auch aus Osteuropa und Rußland

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Donnerstag, 29. Oktober 2009

Aus der russischen Geschichte: Die Dekabristen

Wer war diese Frau?
In dem folgenden Buch erfahren Sie es:

"Unsere wahre Lebensaufgabe stellte sich erst nach unserer Ankunft in Sibirien, wo wir dazu aufgerufen sind, in Wort und Tat jener Sache zu dienen, für die wir uns aufgeopfert haben." Dekabrist Lunin


Vincey
Die Dekabristen von A-Z - Vincey's Dekabristenlexikon
Namentliches Verzeichnis jenes Personenkreises, der im Umfeld des Aufstandes vom 14. Dezember 1825 unter den Folgen/an der Verurteilung litt/beteiligt war
epubli 2009, Hardcover, 604 S., Altersempfehlung: ab 12 Jahren, ISBN: 978-3-86931-206-4, 64,80 €
Für all jene, die der russischen Sprache nicht mächtig sind, sich aber für die Ursprünge der Revolutionsgeschichte in Russland interessieren und mehr zu einem Thema wissen wollen, das ich als ein Schlüsselthema der russischen Literatur- und Geistesgeschichte verstehe, habe ich mich der Mühe unterzogen, das sog. Borowkow-Alphabet in Teilen zu übersetzen und so zu ergänzen, wie es meiner Meinung nach notwendig ist, um einen gültigen Einblick in eine Zeit zu gewinnen, die man als demokratischen Aufbruch Europas zu Beginn des 19. Jahrhunderts verstehen muss. Auch jeder, der Sibirien besucht, ist gut beraten, vorher einen Blick in dieses Buch zu werfen; und wer verstehen möchte, wie es u.a. zu den literarischen Schöpfungen eines Puschkin, Dostojewskij oder Lew Tolstoi ("Krieg und Frieden") kam, kommt daran überhaupt nicht vorbei.
" ... Was gehen uns in Deutschland die Dekabristen an? Mit denen haben wir doch nichts am Hut, könnte man meinen. Außerdem: das ist schon sooo lange her... Was scheren uns die Knackis von 1826, was geht uns Sibirien oder der Kaukasus an. Feodossia? Nie gehört. Wo liegt das eigentlich?
Wer so denkt, kann sich von dieser Seite gleich wieder verabschieden. Ich habe sie ins Netz gestellt, um all denen Anhaltspunkte, Anregung und Informationen zu geben, die sich mit lebendigem Geist die Frage stellen: "Welchen Sinn hat mein Leben noch, wenn ich satt bin?" Der Sinn könnte u.a. darin bestehen, einmal länger darüber nachzudenken, welche Lebensvorstellungen Menschen in früheren Zeiten hatten, Menschen, die bewusst gelitten haben, damit andere Menschen durch ihr Beispiel geläutert werden und denen, die hungern (auch nach Liebe und Anerkennung!) das geben, wonach sie sich verzehren: saubere Kleidung (Gesundheit), Achtung (Förderung der Persönlichkeit) und jeden Tag genug zu essen. Boris Pasternak hat einmal geschrieben: "Wir alle sind nur in dem Maße Menschen geworden, in dem wir die Menschen liebten oder Gelegenheit hatten, sie zu lieben." Diesen Satz sollte jeder vor dem Aufstehen täglich formulieren und darüber nachdenken, bevor er an sein Werk geht ... " Vincey auf seinen Webseiten

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Sonntag, 18. Oktober 2009

Nastja Semjonowa berichtet aus der Dorfgemeinschaft "Istok"

Guten Tag,

ich heiße Nastja. In der Dorf- und Lebensgemeinschaft "Pribajkalsky Istok" arbeite ich seit zwei Jahren. Im vergangenen Jahr gab es für mich sehr viele wichtige Ereignisse.
Am 9. September 2008 wurde mein Sohn Wadim geboren, er ist jetzt schon 11 Monate alt. Alle in Istok haben Wadim gern.
In diesem Jahr fing ich an, die Wirtschaft der Farm zu leiten. Ich sorge für 15 Ferkel und 13 Hühner. Bald bekommen wir Küken, außerdem haben wir 5 Kühe. Ein weiterer Aufgabenbereich liegt in der Milchverarbeitung - ich habe gelernt, Quark und saure Sahne zu machen.
Sehr wichtig war für mich die Teilnahme am Seminar mit (dem Schweizer Sozialtherapeuten) Hans Gammeter. Was ich bei dem Seminar gelernt habe, werde ich lebenslang verwenden können. Nach solchen Seminaren erwirbt man das geistige Gleichgewicht und die Ruhe. Man will gedanklich verarbeiten, was in uns und um uns geschieht.
Auch, dass ein neues Haus in Istok gebaut wird, ist mir sehr wichtig. Mir haben die Bauarbeiter sehr gefallen. Es sind sehr interessante Menschen aus der Siedlung Ladoga. Der Kontakt mit ihnen ließ mir bewusst werden, dass es in unserem Leben sehr viele interessante Sachen gibt, die wir in unserem alltäglichen Leben einfach nicht bemerken.
Aus Deutschland kamen Frida und Nikolaj als freiwillige Helfer zu uns. Ihre Hilfe, ihr Interesse für den Osten, war uns sehr wichtig und wurde von allen sehr geschätzt. Kommt bitte noch einmal zu uns!
Eine unglaubliche Hilfe war für uns das Sommerlager (Workcamp). Die Kontakte die dabei entstanden, die Freundschaften, die neuen Erfahrungen, haben die Mitarbeiter und Betreuten von Istok sehr bereichert. Wir möchten allen denen danken, die an dem Projekt teilgenommen haben.
Einigen Jugendlichen, die in Istok gelebt und gearbeitet haben, ist es gelungen, wieder in der normalen Gesellschaft Fuß zu fassen, dort zu arbeiten und eine Familie zu gründen. Dass so etwas möglich ist, ist für uns alle etwas ganz Besonderes.
Hier lebend, habe ich verstanden, dass wenn man auch hundert Jahre leben würde, soll man auch hundert Jahre lernen, und das alles gilt für unser Istok!!

Unsere Anliegen:

Befreundete Initiative in Pskow

Klaus Eberl (Vorsitzender)
Behinderung ist kein Defizit,
sondern fordert Solidarität heraus

Menschenbilder: Ein Sportler steht auf dem Siegertreppchen. Eine schöne Frau präsentiert die neueste Mode auf dem Laufsteg. Wissenschaftler präsentieren eine Erfindung. Künstler faszinieren Millionen. - Bilder von Siegern fallen uns ein, wenn wir über Menschenbilder nachdenken.
Krankheit und Behinderungen, Niederlagen und Fehler, Schwachheit und Hilfsbedürftigkeit kommen in diesen Bildern selten vor. Meist wird der Sinn des Lebens an der Leistungsfähigkeit gemessen, an Schönheit und Intelligenz, bisweilen auch an der Fähigkeit, anderen zu helfen. Schnell werden die, die nicht der Norm entsprechen, abgewertet, als Ballast empfunden. Es gibt ein Menschenbild, das Behinderung als Störfall, als Belastung der Gesellschaft ansieht. Das hat in der Geschichte zu Ausgrenzung und Isolation, im Extremfall zu Beseitigung und Mord geführt.
Als wir in Pskow 1993 das Heilpädagogische Zentrum gründeten, hatten wir ein ganz anderes Menschenbild vor Augen: Wir wollten einen Raum schaffen, in dem Kinder mit Behinderungen Freude und Gemeinschaft erfahren. Sie lernen nach ihren jeweiligen Fähigkeiten und Bedürfnissen, sich selbst zu versorgen und sich im Alltag zu orientieren. Ein fröhlicher Ort. Es wird gesungen, gespielt und gefeiert. Überall ist zu spüren, dass die Mitarbeiter die Kinder lieben wie sie sind. Integration ist das Ziel. Dafür kann eine Sondereinrichtung nur die Voraussetzungen schaffen. Die Kinder kaufen auf dem Markt ein, besuchen Schwimmbäder und Sommercamps. Sie lernen schließlich: Wir sind wertgeschätzt ...

Unsere Anliegen:

Montag, 12. Oktober 2009

Unsere Dörfler berichten

Große Liebe

Bewohner unserer Dorfgemeinschaft "Istok" berichten

Igor B.: Ich kam im Herbst in die Dorfgemeinschaft. Das Dorf gefällt mir. Ich arbeite auf der Farm, melke die Kühe und sorge für Ordnung. Dann gehe ich in die Werkstatt, um zu arbeiten. Dort mache ich hölzerne Pferdchen. Ich habe auch einen Turm aus Schnee gemacht. Bei unserem Weihnachtsspiel stellte ich den Weihnachtsmann dar und hatte ein schönes Kostüm. Im nächsten Jahr möchte ich in der Holzwerkstatt arbeiten und wünsche mir, dass Natascha, Nina und Peter kommen. Zu Neujahr wünsche ich mir einen schönen Tannenbaum.

Lena P.: Früher arbeitete ich in der Handarbeitswerkstatt, und jetzt in der Holzwerkstatt. Ich mache Löffel, Spatel und Bretter. Im Sommer arbeitete ich mit Tamara Semenowna auf dem Gelände. Wir reinigten das Territorium und machten Ordnung. Außerdem arbeitete ich im Gemüsegarten, habe die Beete gejätet und Kartoffeln geerntet. Das Sommerlager fand statt, wir organisierten die Gestaltung der Feiertage und spielten Fußball. Wir fuhren zu Ausstellungen und Messen. Zu den Geburtstagsfeiern besuchten wir Semejnaja Usadba (eine weitere Behindertengemeinschaft). Für mein Zimmer wünsche ich mir eine Mitbewohnerin. Außerdem wünsche ich mir, dass Miriam und Aurelia (2 junge Praktikantinnen aus D und CH) noch einmal kommen und lange mit uns leben.

Pascha S.: Wir hatten ein gutes Jahr in Istok. Im Sommer half ich, die Kühe auf die Weide zu bringen, auch im Gemüsegarten, begoss die Pflanzen im Treibhaus und arbeitete an dem Komposthaufen. Jetzt arbeite ich vormittags auf der Farm und später in den Werkstätten. Tätig war ich auch beim Entfernen des Schnees und beim Einholen des Brennholzes. In diesem Jahr war das Sommerlager ein großes Ereignis. Ich habe die Jugendlichen aus der Abteilung der deutschen Pfadfinder Artaban kennen gelernt und war bei ihnen im Zelt zu Besuch. Beim Weihnachtsspiel spielte ich den Magier. Ich wünsche mir, dass 2009 der Frieden in der Familie ist, dass der Traktor nicht kaputt geht, dass die Straße repariert wird und dass der Brandschutzstreifen fertig gestellt wird, damit wir uns nicht mehr vor den Bränden fürchten müssen.



Unsere Anliegen:

Ein Plädoyer für die Anerkennung "behinderter" Menschen in Rußland

Bericht von Tamara Semjonova
aus der Dorfgemeinschaft "Istok"

Nun lebe ich schon seit zwei Jahren in Istok. In dieser Zeit konnte ich viel Neues erlernen. Ich konnte mich für die Werkstattarbeit weiterbilden. Bei dieser Weiterbildung erlernte ich das Weben und verschiedene Techniken für das Verarbeiten von Schafwolle. Ein Holzschnitzer von der Kunstschule in Irkutsk hat uns in die künstlerische Arbeit mit Holz eingeführt.

Ich selbst unterrichtete neben den Bewohnern von Istok auch die behinderten Menschen aus den umliegenden Dörfern in handwerklichen Tätigkeiten. Es ist traurig, dass diese Menschen bis heute (in Russland) als unfähig zum Lernen erklärt werden und deshalb keine Ausbildung und Schulung erhalten. So fallen sie aus dem gesellschaftlichen Leben heraus und sind isoliert.

Meine Arbeit in den Werkstätten gibt mir Befriedigung. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass möglichst viele Menschen von der handwerklichen Ausbildung in den Werkstätten profitieren und dadurch an unserem Gesellschaftsleben teilhaben können. Viel konnte ich von (dem Schweizer Heilpädagogen und Sozialtherapeuten) Hans Gammeters Seminar lernen. Ich hatte Fragen zur individuellen Begleitung der von uns betreuten Menschen und Hans gab mir viele praktische Ratschläge aus seiner langjährigen Erfahrung als Werkstattleiter. Das Lernen, sowie die Menschen in Istok geben mir eine große Befriedigung und ich bin dankbar, dass mich mein Schicksal zur Lebensgemeinschaft Istok geführt hat.

Unsere Anliegen:

Die 2. Klasse der Talisman-Schule

Marina Stepanowna Romanowa
Die zweite Klasse im Schuljahr 2008-2009

Im Schuljahr 2008-2009 lernten in der zweiten Klasse vier Jungen: zwei Paschas, Serjoscha, Sachar und ein Mädchen: Dascha. Unsere Klasse beschäftigte sich täglich mit musikalisch-rhythmischen Sprechübungen, mit Gedichten, Liedern, neuen Bewegungen und Übungen mit Bällen. Im Laufe des Jahres lernten wir neue Buchstaben und das Abschreiben einfacher Worte und Texte von der Tafel, was einigen Schülern schon selbständig gelang. Beim Rechnen schritten wir weiter: wir lernten die Zahlen bis 20 und das Addieren der Zahlen bis 10.

Im Laufe des ganzen Jahres konnten die Kinder in die Welt der Fabeln, der Heiligenlegenden und einiger lehrreicher Märchen der Völker eintauchen. Zum Laternentag spielten die Kinder der zweiten Klasse ein kleines musikalisch-rhythmisches Märchen, in dem sie Zwerge sein durften.

Ein Schultag erschöpfte die kleinen Kinder sehr schnell, so dass es oft nicht möglich war, sie bei den Festen, die meist am Nachmittag gefeiert wurden, teilnehmen zu lassen. Aus dem gleichen Grunde konnte sie auch nicht beim Ferien Sommerlager der Talismanschule dabei sein.

Es war ein interessantes, aber auch schwieriges Schuljahr - ohne Probleme ging es nicht, aber das gemeinsame Bemühen half über so manche Hürde hinweg. Was die Kinder im Laufe des Schuljahres geschaffen hatten – Bastel- und Handarbeiten, ihre Schulhefte, Gemaltes, Formenzeichnungen – durften sie am letzten Schultag mit nach Hause nehmen.

Die Klassenlehrerin der zweiten Klasse
Marina Stepanowna Romanowa

Unsere Anliegen:

Sonntag, 27. September 2009

Unser neues Buch ist erschienen!

Peter Marti (Hrsg.)
Beryosa – Die Birke. Weshalb ausgerechnet Sibirien?
Über 50 farbige Abbildungen, Informationslücke-Verlag 2009,Brosch., 80 S., ISBN-10: 3952346136, ISBN-13: 978-3952346136, EUR 13,90 (D), sfr 19,80

Peter Marti begleitet die heilpädagogische Schule Talisman und die sozialtherapeutische Dorfgemeinschaft Istok in bzw. bei Irkustk seit vielen Jahren:
„Was hat ein Baum mit dieser Arbeit in Sibirien zu tun? Wenn es um Aktivitäten in Sibirien geht, kann es kein besseres Bild dafür geben, als es die Birke - auf Russisch Biriosa - ist. Der Baum als Kraftspender. Die Birke hat etwas Erfrischendes. Nirgends habe ich die Birke so rein angetroffen wie in Sibirien. Im Wald, in der Gemeinschaft. Die hohe, schlanke Erscheinung mit den feinen Verästelungen. Das reine Weiß der Rinde mit den Tupfern. Über den Wipfeln - je nach Licht, ja was ist es? Nicht einfach zu beschreiben. Ist es vielleicht eine Farbaura? Die Birke passt eigentlich hervorragend zu unserer Arbeit. Sie ist der Inbegriff, Neues in Angriff zu nehmen.“

Weshalb ausgerechnet Sibirien?
Peter Marti begleitet die heilpädagogische Schule Talisman und die sozialtherapeutische Dorfgemeinschaft Istok in bzw. bei Irkutsk seit vielen Jahren. Mit seinem Bericht gibt er einen persönlichen Einblick in die Entstehung dieser Zusammenarbeit zwischen Ost und West und der Entwicklung der Arbeit im fernen Sibirien. Zugleich bildet dieser Bericht den Rahmen für das Büchlein‚ Beryosa – Birke. Warum ausgerechnet Sibirien?’ Warum ausgerechnet Irkutsk?

Mehr als 330 Jahre liegt die Stadt Irkutsk am Südufer des Baikalsees, und bis heute hören die Leute, die in Irkutsk wohnen, nicht auf, die günstige Lage von Irkutsk zu bewundern. Die Stadt ist durch die Angara in zwei Abschnitte geteilt. Die Angara ist der einzige Fluss, der dem Baikalsee entspringt, in welchen mehr als 300 große, kleine und kleinere Gebirgsflüsse münden.
Nicht weit von dem Baikalsee, die Angara stromabwärts, hatte ein Kosakentrupp unter der Führung von Jakow Pochabow im Jahre 1661 eine Holzfestung – Irkutsker Ostrog – gegründet. Das war zu jener Zeit, als die Russen in die Weiten Sibiriens vordrangen. Die Menschen kamen auf der Suche nach legendären Reichtümern in diese Gegenden. Gegen Ende des 17 Jahrhunderts zählte Irkutsk etwa 1000 Einwohner – Kosaken, Kaufsleute, Bauern, Soldaten, Amtschreiber und die Menschen, die für immer nach Sibirien verbannt wurden.
In den letzten drei Jahrhunderten erlebte die Stadt Aufstände, Revolutionen, Erdbeben und Feuer, was allmählich das Gesicht der Stadt veränderte. Aber bisher behielt Irkutsk seine Eigentümlichkeit. Die schneeweiße Erlöser-Kirche und die Kathedrale zu Christi Erscheinen sowie mannigfaltige hölzerne Häuser blieben erhalten, und sie wurden zu historischen Denkmälern.
Schon in der Zeit der Sowjetmacht war Irkutsk ein bedeutendes Verwaltungszentrum, die Hauptstadt eines Gouvernements, eine Stadt des Aluminiums, der Holzverarbeitenden und chemischen Industrie. Die Gefängnisse für die Revolutionäre und Verbrecher verwandelten sich in stalinistische „Zonen“ für „unzuverlässige Andersdenkende“ und "Volksverräter".
Der Irkutsker Schriftsteller Valentin Rasputin schreibt über seine Stadt Irkutsk folgendes: „So steht heute Irkutsk, gereift durch die Geschichte und das Leben, besonnen und weise, es ist sich seines Wertes bewusst, ist berühmt für seine alten und neuen Errungenschaften, ist bescheiden, seit Alters gebildet und gastfreundlich.“ ...

... Aufbauarbeit
Unsere Werklehrerin heisst Natalja Kulakowa und ist ausgebildete Tierärztin. Sie war in einem sibirischen Dorf bei Usolje Sibirskoje tätig und hat ihre Arbeit als Veterinärin sehr geliebt. Wowa, ihr Sohn, kam zur Welt, behindert. Wowa hat das Leben seiner Mutter verändert. Später hörte Natalja von „Talisman“ und sie kam nach Irkutsk. Erste Gespräche mit Pädagogen von Talisman fanden statt. Natalja Kulakowa entschied sich für Talisman, das heißt vor allem für die Förderung von Wowa. Natalja ist heute eine der tragenden Kräfte der Schule. Ihren Beruf als Veterinärin übt sie weiter aus. Unsere sozialtherapeutische Dorfgemeinschaft Istok schätzt das sehr. Der Tierbestand im Dorf nimmt stetig zu.
Um die Schulräumlichkeiten zu erweitern, konnte im angrenzenden Mehrfamilienhaus eine Wohnung erworben werden. Hier wurde die Schulküche eingerichtet, zwei gediegene weitere Schulzimmer und ein Aufenthaltsraum entstanden.
Das Erscheinungsbild der Schule schien uns wichtig. Die Umgebung der Schule wurde zu einem erfreulichen Blickfang im doch eher heruntergekommenen Irkutsker Stadtteil Marata umgestaltet. Aber auch der innere Zustand, die Qualität der Heilpädagogik, hatte eine hohe Priorität. Engagierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kamen zu Talisman. Aus- und Weiterbildung wurde unterstützt. Besuche vom Seminar „Zentrum Maria“ für Heilpädagogik wurden ermöglicht, interne Seminare wurden abgehalten. Auch Einblicknahme und Lernen im Westen wurden gefördert ...

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Samstag, 26. September 2009

Auf geht's - zur Wiesn

Oktoberfest in -
nein, hier nicht in München, sondern in Irkutsk!

... auch in vielen andere Städten gibt es gute und auch weniger gute Kopien des Oktoberfests. Hauptsache deutsches Bier, viel Fleisch und Blasmusik. Und tatsächlich auch im fernen Sibirien, in einer Stadt namens Irkutsk dröhnen die Tubas, wird Paulaner Bier ausgeschenkt, triefen die Haxen und wird der Kater am nächsten Morgen ähnlich gross sein wie in München. Es herrscht Oktoberfest in Irkutsk! ... Bier, Wurst und Lederhosen - im Sibirien-Blog

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